Montag, 6. Mai 2013
Layday in Rungsted
Wir wollten unseren letzten Tag ausgiebig geniessen, wir planten das elf Kilometer entfernte Louisiana Museum, eines der führenden Museen für moderne Kunst in Dänemark – vielleicht sogar in Europa – in Humlebæk zu besuchen.
Pause in Nivå
Das Museum ist am Montag geschlossen, Pech gehabt. Dadurch liessen wir uns nicht verdriessen. Wir kauften in einem Delikatessengeschäft Brot, Schinken und Käse sowie eine Flasche Most und genossen im Hafen von Sletten unseren Brunch auf einer Bank an der Sonne.
Heute ist der erste Frühlingstag, es ist gute 20° C an der Sonne, die Vögel pfeifen als ob es kein Morgen gäbe und die Bäume werden stündlich grüner, scheint mir. Das Städtchen Humlebæk liegt an der Gold- oder eher Platinküste Kopenhagens und hat vermutlich genau deswegen seinen urtümlichen, verträumten Charme behalten, weil die Bewohner es so wollten – und es sich leisten konnten.
Der Heimweg, wieder elf Kilometer, ging ganz schön in die Beine, das Radfahren kam auf dieser Tour vielleicht etwas zu kurz. Während ich am schreiben bin, ruft Liisa vom Steg aus, sie brauche Hilfe. Es ist schon schwierig mit zwei Glacés in den Händen aufs Schiff zu steigen, welch angenehme Überraschung. Anschliessend machen wir einen Spaziergang zur in der Nähe liegenden Tankstelle, wir brauchen Bier und eine Auffüllung für unsere „prepaid“-Karte – sonst ist mit Internet wieder nichts.
Morgen starten wir hier ganz früh am Morgen um Lotta nach Kopenhagen in die Jakob Jensen's Bådeværft zu überführen, wo sie die nächsten zwei Monate an Land verbringen wird. Ich hoffe, dass sie sich beim Herauskranen benimmt und nicht zu fest zappelt in den Gurten, wir haben den Eindruck sie möchte lieber weiter - das möchten wir auch!
Es war eine wirklich schöne Tour, wir hatten viel Sonnenschein, günstigen Wind und viele schöne Erlebnisse, welche die kühlen Temperaturen vergessen lassen. Im Sommer geht's weiter.
Rungsted
Auf dem Weg von Ven nach Rungsted, auf direktem Weg nur ca. fünf SM,
machte der wunderbare, fast warme Südwind mit drei bis vier Windstärken richtig
Lust auf ein Segeltraining. Wir hatten ja genug Zeit, mussten nicht den ganzen
Tag fahren um im Zielhafen anzukommen und so kreuzten wir genüsslich Richtung
Kopenhagen und übten Wenden… oder was wir so als Wenden bezeichneten. Um ganz
ehrlich zu sein, die ersten Manöver sahen eher wie „Beidrehen mit
anschliessender Weiterfahrt“ aus, einmal standen wir nach der „Wende“ fast
vollkommen still, hmmmm. Die sechste,
siebte Wende sah dann schon etwas besser aus und die Zwölfte gelang dann
richtig gut, wir sind halt schon ein bisschen aus der Übung gekommen. Auf Langfahrt versuchen wir möglichst mit oder vor dem Wind zu segeln und da braucht man eben nicht zu wenden.
Als
Belohnung durfte ich dann auch etwas steuern, ganz relaxed auf der Kante nur mit
zwei Fingern, ja, unser Schiffchen segelt gut.
Ohne Mütze, das ist ja schon fast Sommer!
Zwei
Tage war sie oben, die Schwedische Gastlandflagge, im Sommer dürften es dann
ruhig ein paar Tage mehr sein.
Wir richteten uns in Rungsted gemütlich ein und ich
verbrachte den halben Nachmittag mit Blogschreiben, hatte ich doch drei Tage
Rückstand wegen fehlender Internetverbindung. Am Abend kam dann Mike mit seiner
Familie vorbei, wir hatten einen lustigen Apéro auf Lotta und gingen
anschliessend auswärts essen – es war gut!
Sonntag, 5. Mai 2013
Layday auf Ven
Heute machten wir uns einen wirklich faulen Tag auf einer
unserer Lieblingsinseln. Da wir uns beide in ein Buch verbissen haben, aber vor
lauter segeln nicht zum lesen kamen, bestand heute offenbar ein gewisser
Nachholbedarf. Das Morgenessen fand eher spät statt, wurde dann aber à
discretion ausgedehnt, sogar die Eier waren heute perfekt. Grosse Eier brauchen
auf Meereshöhe genau drei Minuten.
Anschliessend war zwei Stunden lang Ruhe
im Schiff, nur gelegentliches umblättern
war zu hören, Liisa befand sich in den USA, ich las ein Buch welches in
Deutschland spielt. Gegen 1200 Uhr fanden wir aber beide es sei jetzt genug
gefaulenzt, das Geschirr musste abgewaschen werden und die Insel rief. Wir sattelten
die Brommies und schickten uns an, die Insel um die Südspitze zu umfahren. Wir
hatten eine gemütliche Tour, etwas kalt und recht windig war es schon.
Ven ist zwar eine kleine Insel, sie bietet aber weite Ausblicke
Das Västra Fyr
Wir besichtigten die anderen Häfen der Insel und stellten
fest, dass sie mehr Gäste hatten als in unserem, bei uns hat es im Moment drei
Gastboote und der kräftige Südwind macht einen grossen run auf die Häfen von Ven
für heute eher unwahrscheinlich.
Liisa machte einige tolle Bilder von spielenden Hasen. Hasen
sind nicht mit Kaninchen zu verwechseln, es sind recht grosse Tiere, deutlich
grösser als Katzen, ausserdem sind sie im Gegensatz zu Kaninchen Nestflüchtler.
Die Wildtiere auf Ven sind weniger scheu als anderenorts, wir konnten viele
Fasane und Rehe aus der Nähe beobachten, offenbar werden sie hier seit langer
Zeit nicht mehr bejagt. Nur der Strassenverkehr fordert hin und wieder ein
Opfer.
Mit dem Teleobjektiv ist Kopenhagen zum greifen nah.
Auf dem Heimweg plünderten wir den lokalen Inselladen und
kauften alles, was sich auf einer Pizza
gut machen könnte, Liisa will sich mit der suboptimalen Pizza vom letzten Mal
nicht abfinden und ich bin sowieso der Meinung, „everyday is pizza-day“.
Zwei Spinner auf Ven!
Das Leuchtfeuer an der Hafeneinfahrt
Ven
Vor dem Auslaufen mussten wir heute an die Tankstelle. Kaum
am Kai angelegt, wurden wir von einem arroganten Motorbootheini gefragt, ob wir
wirklich tanken wollen, er müsse nämlich auch… Motorbootfahrer wissen schon,
dass sie von den Seglern verachtet werden, ein Kommentar unsererseits war gar
nicht nötig. Die Kreditkartenmaschine war aber nicht guter Laune und wir
mussten stattdessen mit Noten bezahlen. Dass 35 Liter Diesel in Kronen soviel
kosten, hat uns aber schon überrascht.
Kein Wind heute, nach Ven ist es aber nur ein Katzensprung.
Wir bummelten unter Maschine die acht Meilen in den Süden, soviel zu
verachteten Motorbootfahrern.
Madame mags kuschelig eng mit den grossen Schiffen!
Dies ist die königliche Yacht auf dem Weg nach Helsingör. Sie wurde mit zwölf Salut-Schüssen von der Kronborg begrüsst.
Ven ist wie heimkommen. Wir lieben diese Insel, seit wir vor
sechs Jahren zum ersten Mal hier waren. Jedes Jahr versuchen wir ein bis zwei
Mal in Kirkkebacken einen Stopp einzulegen.
Morgen gibt’s sogar noch einen
Layday, da können wir ausgiebig radfahren und fotografieren. Wir kamen gerade
von einer kleinen Radtour zurück, der schwache Wind aus Süd ist allerdings sehr
bissig, also heute „Kubu“ oben. Liisa hat im lokalen Laden ein paar
Lachsschnitten gefunden, das Nachtessen ist gelaufen.
Fahrradverleih ist das grosse Geschäft auf Ven - unsere Brompton Bikes fahren aber besser.
Das Tycho Brahe Museum, eine Sehenswürdigkeit auf der Insel
All's well on Lotta.
Helsingør
Der Morgen war heute sehr gemütlich, wir kamen einfach nicht
recht auf Touren. Zuerst hatten wir mit der Duscherei allerlei Probleme, welche
wir dann doch noch lösen konnten und mit einer gemeinsamen Dusche mit reichlich
warmem Wasser belohnt wurden. Anschliessend kauften wir in einem schönen
lokalen Geschäft Suzannes Geburtstagsgeschenk für ihren 30sten Geburtstag, wo
und was unterliegt natürlich strengster Geheimhaltung. Gegen 1200 Uhr legten wir dann ab und hatten
einen schönen Segeltag. Wir segelten hoch am Wind und sehr schnell ans Kap von
Gilleleje und liessen uns dann – nicht ganz so schnell – den Sund hinab in den
Süden treiben.
Der Leuchtturm bei Gilleleje
Auch vor dem Wind ist es recht frisch!
Die Kronborg und der Hafen
Liisa und ihr neuer Freund: ich bin auch ein Segelboot
Frachter in Abendlicht
In Helsingør genossen wir unseren
Ankommer-Apéro ganz ohne Kuchenbude, zum ersten Mal war es sogar fast warm! Liisa machte eine Pizza, sie war wegen technischer Probleme
– inzwischen gelöst – nicht ganz so gut wie sonst, aber natürlich immer noch in
der Champions-League.
Mittwoch, 1. Mai 2013
Hundested
Wir waren in Sejerø wirklich die einzigen Gäste. Das ist der Vorteil einer Frühlingstour, die Häfen sind leer.
Heute morgen verliessen wir Sejerø zeitig, es war frisch, aber die Windvorhersage machte uns für die bevorstehende Durchquerung des Sjæland-Revs keine Bauchschmerzen. Bis zur Nordspitze motorten wir, nachher versuchten wir zu Segeln - zuwenig Wind. So motorten wir halt weiter und genossen den sonnigen Tag. Etwas Aufregung gab es wegen der High-Speed Ferry von Odden, welche uns wirklich einen Schrecken einjagte. Ein kurzer Funkspruch mit dem diensthabenden Offizier auf Deck entspannt die Situation: der sehr nette Herr meinte ich solle ruhig meinen Kurs halten, er gehe hinten 'rum. Nun, denn:
Eine halbe Stunde später waren wir in der Nähe des berüchtigten Sjæland Revs. Dies ist eine weit ins Meer hinaus reichende Untiefe, ein veritabler Schiffsfriedhof. Bei schlechten Wetterverhältnissen soll dort, bedingt durch die Strömungsverhältnisse, gelegentlich die Hölle los sein, so sagt auf alle Fälle unser Revierführer. So eine Art dänisches Kap Hoorn :-). Heute ist aber alles problemlos. Wir haben schon das zweite Mal beim Durchqueren des " Snekke Løb", einer schmalen Passage durch diese Untiefe, welche einen 6 SM Umweg einspart, fast Windstille. Trotzdem: die Strecke zwischen den beiden Tonnen muss genau eingehalten werden - sonst rumpelt's gewaltig.
Als Dessert des Segeltages konnten wir noch zehn Meilen mit dem Gennacker fahren, nicht schnell, aber schön war's!
Wir sind jetzt in Hundested, einem Hafen welchen wir sehr mögen. Ich führte meine Lieblingsfrau ins Restaurant "Bryggeri" (Brauerei) aus. Wir assen ausgezeichnet und ein Bier brauen die dort, himmlisch!
Ein wirklich stimmungsvoller Hafen, Lotta gefällt es hier auch.
Übrigens: man kann die Bilder auch anklicken, dann werden sie grösser.
Heute morgen verliessen wir Sejerø zeitig, es war frisch, aber die Windvorhersage machte uns für die bevorstehende Durchquerung des Sjæland-Revs keine Bauchschmerzen. Bis zur Nordspitze motorten wir, nachher versuchten wir zu Segeln - zuwenig Wind. So motorten wir halt weiter und genossen den sonnigen Tag. Etwas Aufregung gab es wegen der High-Speed Ferry von Odden, welche uns wirklich einen Schrecken einjagte. Ein kurzer Funkspruch mit dem diensthabenden Offizier auf Deck entspannt die Situation: der sehr nette Herr meinte ich solle ruhig meinen Kurs halten, er gehe hinten 'rum. Nun, denn:
Eine halbe Stunde später waren wir in der Nähe des berüchtigten Sjæland Revs. Dies ist eine weit ins Meer hinaus reichende Untiefe, ein veritabler Schiffsfriedhof. Bei schlechten Wetterverhältnissen soll dort, bedingt durch die Strömungsverhältnisse, gelegentlich die Hölle los sein, so sagt auf alle Fälle unser Revierführer. So eine Art dänisches Kap Hoorn :-). Heute ist aber alles problemlos. Wir haben schon das zweite Mal beim Durchqueren des " Snekke Løb", einer schmalen Passage durch diese Untiefe, welche einen 6 SM Umweg einspart, fast Windstille. Trotzdem: die Strecke zwischen den beiden Tonnen muss genau eingehalten werden - sonst rumpelt's gewaltig.
Als Dessert des Segeltages konnten wir noch zehn Meilen mit dem Gennacker fahren, nicht schnell, aber schön war's!
Wir sind jetzt in Hundested, einem Hafen welchen wir sehr mögen. Ich führte meine Lieblingsfrau ins Restaurant "Bryggeri" (Brauerei) aus. Wir assen ausgezeichnet und ein Bier brauen die dort, himmlisch!
Ein wirklich stimmungsvoller Hafen, Lotta gefällt es hier auch.
Übrigens: man kann die Bilder auch anklicken, dann werden sie grösser.
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