Freitag, 31. Juli 2015

Viel Wind in Gislövs Läge

Die ganze Nacht hat’s schon ziemlich gekachelt und heute Morgen fliegt uns fast die Butter vom Brot. Der Wetterbericht meldet 5-6 Windstärken, als wir mit dem Frühstück fertig sind, flaut es etwas ab. Sollen wir, sollen wir nicht? Beim Spaziergang auf die Hafenmole bietet sich dieses Bild:

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Wir entschliessen uns zu bleiben, ganz falsch war die Entscheidung sicher nicht.

Also machen wir einen Spaziergang zum lokalen Livsmedelaffär und füllen die Lücken in unserem Kühlschrank, besser gesagt Gefriertruhe! Flüssige Milch gab es heute keine…. Unser Elektrizitätswerk produziert Strom im Überfluss, kein Wunder bei diesem Wind. Auch das Solarpanel kann bei bedecktem Himmel den Verbrauch des Kühlschranks wettmachen, toll!

Liisa hat eine wüste Putz- und Aufräumattacke. Der Kartentisch wird ausgemistet, alle Betriebsanleitungen werden sortiert, die Kästen geputzt und ich montiere den Inverter am Kartentisch, wir können jetzt sogar 220V produzieren! Endlich haben wir Zeit, unsere neue Software des Plotters auszuprobieren und Liisa bekommt ihre erste Funklektion. Ihr erster “all ships call” produziert  ein bisschen Angstschweiss, sie hat es aber gut gemacht. Lingby Radio bestätigt, dass es sie  “loud and clear” hört.

Zwei Stunden lang hört man danach auf Lotta nur das Umblättern von Buchseiten, schön auch einmal Zeit zum Lesen zu haben. Aber klar, der Gang zum Hafenmeister wird zum Abendspaziergang ausgedehnt, schliesslich soll ich ja kein Moos ansetzen. Ein paar Blümchen finden wir auch:

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Die Kormorane sind auch wieder da, es war ihnen zeitweise zu nass auf der Hafenmole!

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Morgen – so der Wind will – geht’s nach Ystad.

Donnerstag, 30. Juli 2015

Endlich in Schweden, juhu!

Der Dänische Wetterdienst gab heute grünes Licht, früh am Morgen sollte der Wind abflauen. Das tat er dann auch – er war ganz weg! Nun, wir waren um sieben Uhr startbereit und um halb acht brausten wir aus der Hafeneinfahrt, wo immer noch eine beträchliche Welle stand. Wir mussten aussen um die Stellnetze herum und konnten gleichzeitig das Grosssegel setzen. So motorsegelten wir am Leuchtturm und den heute sehr düsteren Kreidefelsen vorbei Richtung Nord.
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Grosse, lange Wellen schoben Lotta sanft von hinten, wir hatten eine sehr angenehme Fahrt. Die Verkehrstrennungsgebiete wo die grossen Schiff fahren, überquerten wir problemlos.
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Der Captain ist happy!
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Nach sechs Stunden waren wir schon in der Rinne nach Gislövs Läge.
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Im Hafen fanden wir sogar einen freien Platz und legten im zweiten Anlauf ganz ok an. Nachdem wir das Schiff aufklariert hatten, machten wir einen Spaziergang zum Hafenmeister bzw. seinem Automaten und bezahlten das Hafengeld, etwa 18 Sfr. Dass Liisa auf einen Strandspaziergang bestand, muss ich wohl nicht speziell betonen. Es hat sich aber gelohnt, solch leere Strände mag ich.
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Das nennt man wohl Strandhafer?
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Ob der Sommer hier im Norden doch noch kommt?
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Auf dem Rückweg kauften wir ein Körbchen wunderbare Erdbeeren, die gibt’s heute zum Dessert. Dass Liisa vor dem Kochen noch ins Wasser hüpfte, versteht sich ja von selbst!

Mittwoch, 29. Juli 2015

Zwei mal Glück und ein Lakrids Bier

Noch ein Nachtrag zu gestern Abend: Der Zweimaster, der sich in den Hafen kämpfte war die “Eye of the Wind”, ein Traditions-Passagierschiff, welches schon in einigen Filmen mit gewirkt hat. Als Kulisse für Piratenfilme und so… Ausserdem fährt sie unter einem Schweizer Skipper, welcher in Holland die Schifffahrtschule besucht hat. Interessant, ein Walliser als Hochseekapitän. Liisa spricht den Ingenieur an, der sich an Deck befindet. Er kommt an Land und erklärt uns so einiges über die alte Dame. Hier einige Bilder:
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Aber klar doch, wir sind immer noch in Klintholm. Ich stehe zwar um sechs Uhr auf um den Wetterbericht zu checken, nö, heute lieber nicht. Als ich dann noch die Gischt über die Hafenmole fliegen sehe, ist es klar: ich kriech wieder in die Federn, heute nix mit Auslaufen.
Wir hatten zwei Stunden später ein gemütliches Frühstück. Da wir heute wieder nicht segeln konnten, musste schleunigst ein “Anti-Zick”-Programm gefunden werden: Radfahren! Wenn meine Holde nämlich nicht genug Bewegung hat, fängt sie an herum zu zicken! Also Brommies ‘raus und Vollgas Richtung Leuchtturm östlich von Klintholm.
Wir besuchen ein bronzezeitliches Gräberfeld, ein Dutzend solcher Grabhügel gibt es hier und eine kleine Steinsetzung finden wir auch. Nur von den Trollen die hier leben sollen, sehen wir keinen einzigen, schade.
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Als nächstes besuchen wir den Leuchtturm, leider alles privat und landwärts mit hohen Bäumen abgedeckt. Aber wir haben ihn von einem Freund gegrüsst, er weiss schon warum. Ein Bild vom Strand in der Nähe habe ich aber doch gemacht.
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Wir radeln durch die helle, offene Landschaft von Møn, die finde ich jedes Mal überwältigend!
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Da wir unseren Kreislauf auch etwas strapazieren wollen, packen wir den Aufstieg zum Stevns Klint Geocenter. Es ist zum Teil so steil, dass wir schieben müssen, oh Schande! Kaum sind wir oben angekommen, öffnet der Himmel seine Schleusen, wir erreichen im Laufschritt das Café des Museums und bleiben trocken. Im Café haben sie leider, leider kein alkoholfreies Bier mehr. Ich werde auf eine Auswahl lokaler Biere hingewiesen und wähle aus Unkenntnis eines mit einer schönen grauen Etikette. Es stellt sich heraus, dass es sich um Lakrids (Lakritz) Bier handelt. Tönt nicht gerade verlockend, ist es aber! Toller vollmundiger Geschmack von reichlich gerösteter Gerste und der Touch von Lakritze passt ausgezeichnet. Wieder etwas gelernt. Bilder vom Geocenter nach dem Schauer:
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Frisch gestärkt lernen wir, dass es sechs Windstärken gegen an auch abwärts in sich haben, wir müssen sogar bergab tüchtig treten und geradeaus sowieso!
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Wir plündern das lokale Lebensmittelgeschäft. Als wir mit unseren leckeren Einkäufen aus dem Geschäft treten ist der Himmel schon wieder rabenschwarz, wir hetzen zum Schiff, laden die Einkäufe, Rucksäcke und die Räder auf’s Schiff. Kaum ist das zweite Brommy unter der Kuchenbude, beginnt der Wolkenbruch – und wir sind wieder trocken geblieben!
Den Rest des Nachmittags vertrödeln wir auf dem Schiff, machen ein Schläfchen, lesen, schreiben Blog und lassen es uns gut gehen. Noch besser ginge es uns wenn es endlich weiterginge. Vielleicht morgen…

Dienstag, 28. Juli 2015

Hafentag in Klintholm

Es fing in der Nacht recht stark zu blasen an und heute Morgen stand vor der Hafeneinfahrt eine beeindruckende Welle. Die “gale warning” von gestern war also nicht unbegründet. Der Wind war eigentlich gar nicht so stark, knappe sechs Windstärken, aber durch den Anstieg des Meeresgrundes vor Klintholm bildet sich schnell eine hohe Welle. Wir schliefen trotzdem wie die Murmeltiere und waren freudig überrascht, dass unser Liegeplatz obwohl völlig dem Wind exponiert, praktisch keinen Schwell hatte. Dies überraschte umso mehr, weil Schiffe an geschützten Stellen viel mehr tanzten und hüpften. Unsere Pantry war heute ziemlich leer, also gab's erst mal einen Tee im Cockpit, bevor wir uns ins Dorf zum Kaufmann aufmachten. Mit leckeren Sachen schwer beladen kehrten wir aufs Schiff zurück und genossen erst mal ein ausgiebiges Frühstück. Wir beobachteten Schiffe, welche trotz des angesagten Starkwinds und dem entsprechenden Seegang ausliefen. Besonders beeindruckte mich eine Zweiercrew auf einem Folkeboot – etwa sieben Meter lang – welches aus der Hafeneinfahrt hinaus kreuzte. Das Bötchen verschwand zeitweise vollständig in den Wellentälern, das waren zwei kernige Schweden!

Anschliessend befahl die Quartiermeisterin “reinschiff”, also bewaffnete ich mich mit Besen und Schaufel fegte das Cockpit gründlich. Dass eine Dänische Prinzessin so viele Krümel hinterlässt… Klintholm verlangt natürlich nach einem Spaziergang auf die Mole. So sieht die Steinmole von Cockpit gesehen aus. Das zweite Bild zeigt die grosse, begehbare Mole.

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Kleines Schiff in der Hafeneinfahrt

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Schöner Holländischer Traditions-Segler, sein Skipper ist mindesten 2.05 m gross, da braucht man ein richtiges Schiff Smiley

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Ein Zweimaster kämpft sich auch in die Hafeneinfahrt.

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Interessante Konstruktion: an diesem höchstens 4-jährigen Schiff rosten die Püttinge unter der billigen Plastikabdeckung. Tja, Kostendruck…

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Hunger, Hunger diese Mehlschwalben unter dem Dach der Fischfabrik müssen dauernd mit Futter versorgt werden. Dies erfordert erstaunliche Flugkünste der Eltern.

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Auch die Schwäne bringen ihre Jungen in ruhigeres Wasser.

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Seefrau vor Ankerhaus.

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Liisas Lieblingsstrand – nein, heute lieber nicht!

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Heute ist Spaghetti-Tag, juhu!

Klintholm, Hafentag

Es ist schon wie verhext: kaum ist der Besuch weg, bessert sich das Wetter! Wir machten am Abend einen kleinen Spaziergang am Strand. Fast freiwillig Smiley.

Hier ein paar Bilder des alten Handelshafen mit drei Traditionsschiffen.

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Nettes Detail: Gräting am Achterende einer alten Yacht.

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Am nächsten Morgen (Montag) wollten wir eigentlich früh los, aber es bläst mit 5 –6 Bft und wir müssten viel gegenan motoren, weil die Fahrrinne schmal ist. Wir warten lieber noch ein bisschen und füllen Diesel auf. Weil wir bei diesem Wind das Schiff nicht an die Tankstelle verholen wollen, schleppen wir eben Kanister… Um 1130 Uhr lässt der Wind nach – nichts wie weg! Wir müssen dann doch gegenan motoren, zum Kreuzen ist es zu eng, ausserdem hat es auch noch eine ganz nette Gegenströmung! Wir kommen zum Teil nur noch mit ca. 2 Knoten vorwärts.

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Nach einer sehr langen Stunde können wir endlich abfallen und Richtung Gedser segeln, viel besser! Die Steuerfrau freuts!

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Hinter dem Kap von Gedser können wir dann richtig fetzig segeln, halber Wind in schönen fünf Windstärken, der Seegang wird angenehm und der Autopilot steuert.

Begegnung unterwegs:

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Wir fiegen nur so übers Wasser mit sieben Knoten, so könnte es gerne bleiben. Nach zwei Stunden aber stirbt der Wind plötzlich ab, kein gutes Zeichen, so fangen nämlich Gewitter häufig an... Hier stehen wir nun in einer hohen Restwelle und müssen nach Klintholm motoren, während Lingby Radio ständig mit einer “gale warning” nervt. Nach drei Stunden haben wir es trotz einer seekranken Skipperin geschafft (ohne Fische füttern). Im Hafen ist es proppenvoll. Da es keinen Wind hat macht Liisa eine ausgedehnte Hafenrundfahrt, mehrere Tellerwenden und ein hübsches Anlegemanöver an ein Päckchen, das hat sie sich bisher noch nicht getraut. Sie ist jetzt dafür wieder quitschlebendig!

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Ist schon voll hier, aber Klintholm gefällt mir immer gut. Wir sind ziemlich fertig, haben halt noch keine Seebeine und alle Muskeln tun weh vom Festhalten. Wir werden sicher gut schlafen.

Sonntag, 26. Juli 2015

Mange Pust i Nysted

Doch, es bläst schon ein bisschen hier in Nysted. Es bläst, wie man in Norddeutschland sagt, "dass die Kühe von den Deichen fliegen." Wir hatten es gemütlich auf dem Schiff und genossen den mit einigen gewitterbedingten Schwierigkeiten gegarten Schweinebraten, welcher, ich muss es selber sagen, grossartig war. Ich musste den Cobb - und mich selber - etwa zwanzig Minuten beim Hafenbüro unter Dach stellen, aber das kann ja einen Seemann nicht erschüttern. Nach dem Nachtessen machten die Girls  einige Spielchen im Cockpit, und um 2230 Uhr war Ruhe im Schiff. Es stürmte die ganze Nacht recht heftig, dank den rechtzeitig ausgebrachten Ruckdämpfern waren die Schiffsbewegungen wenigstens nicht sehr heftig.

Pettson och Findus ( zum 523sten Mal?!)


Ausblick vom Achterdeck am Abend (einhändig aufgenommen, brauchte die andere Hand zum Festhalten!) Gemessene satte 7 Bft. (32 Knoten)


Heute Morgen, nach einem fröhlichen Morgenessen, vergnügen sich die Girls  beim Rummikub.


Gegen zehn Uhr flaut es etwas ab, unser Nachbar muss offenbar unbedingt nach Hause. Draussen auf offener See soll's mit sieben Windstärken blasen, zur Not noch machbar, aber freiwillig sicher nicht. Als gegen elf Uhr die Boen 38 Knoten (fast 9 Bft erreichen), weicht mein Gefühl der Hochachtung einem leichten Mitleid. Wenn es hier in der geschützten Bucht schon so bläst...



Isabella ist auch kreativ!


Und wenn das Wetter einen Seemann nicht erschüttern kann... dann eine Seefrau erst recht nicht!



Die ganze Familie ging am Nachmittag mit dem Auto Ollemor, Suzannes Grossmutter, besuchen. Ich bleibe als "Ankerwache" auf dem Schiff zurück. Der Wasserspiegel ist in den letzten Stunden um fast achtzig cm gesunken, wir wollen Löttchen doch nicht in den Seilen hängen sehen? Morgen soll es weniger blasen, mal schauen, ob wir bis Klintholm kommen...

Samstag, 25. Juli 2015

Besuch in Nysted

Mike und Familie kamen gestern an, wir hatten eine wunderbar ruhige Nacht an Bord, alle schliefen lange und reichlich. Ob das an Lotta  liegt? Um 0815 Uhr kletterte Isabella in unser Bett und verlangte nach action. Das Morgenessen war fröhlich und lebhaft, nachher machten wir einen Spaziergang zum Schloss.

Am Spielplatz kamen wir natürlich auch vorbei.



Auf dem Weg zum Schloss sahen wir an einem See viele gestorbene Bäume, gespenstisch.



Das Schloss war von weitem recht nett, leider ist es in Privatbesitz - kein Zugang, schade!
Wir begnügten uns mit einem Spaziergang im Park.





Ein kleines niedliches Nebengebäude haben wir auch gefunden, keine Ahnung wozu es dient, es gefällt mir aber gut.


Am Nachmittag gehen die Girls an den Badestrand, während Mike und ich auf dem Boot herumtrödeln. Ich schreibe den Blog von gestern, mache eine kleine Reparatur am Grossbaum und lege eine zusätzliche Festmacherleine nach achtern, man kann nie wissen.
Keine halbe Stunde später bricht die Hölle los, Böen mit satten 7 Bft knattern durch dem Hafen und der Fahnenmast beim Hafenbüro kriegt eine beeindruckende Krümmung. Die Beachgirls verstecken sich in der Dusche des Hafens und bestellen telefonisch Duschzeugs und trockene Kleider. Nach einer halben Stunde ist der Spuk vorbei, wir sitzen gemütlich auf dem Schiff während ein Riesen- Schweinebraten auf dem Cobb brutzelt. Wie er geworden ist, erzähle ich morgen.