Dienstag, 30. Mai 2017

Bootsfreundschaft

Wie viele andere Segler, haben wir das Buch "Sabbatical auf See" von Leon Schulz während der Planung unseres "Lotta-Projekts" mehrmals gelesen. Mit der Zeit ging mir sein Gesülze über die "tollen Yachties" und die wunderbaren, schnell geschlossenen Freundschaften, welche ein Leben lang halten sollen, etwas auf den Geist. Nun, ganz unrecht hat der Mann ja nicht: Auch wir treffen immer wieder Schiffe, deren Crews wir besonders gut mögen und freuen uns sehr, wenn wir ein paar Tage mit Leuten, welche uns gut tun, verbringen dürfen. Die ersten zaghaften Kontakte hatten wir in Norwegen. In Crosshaven, Irland ("Milvinia", "Flying Fish" und "Fiddler's Green") waren die Gespräche schon länger und intensiver. In Camaret trafen wir die "Balu" und die "Ocean Raptor". Mit "Millie" und "Swallow" fuhren wir die Galizische Küste entlang in den Süden bis nach Figuera da Foz. Alle diese Schiffe sollten wir in Cascais und/oder Lagos wieder treffen. Die "Marisol" trafen wir erstmals in Cascais, dann in Lagos und Chipiona. Bei unserem zweiten Besuch in Lagos lernten wir dann die "Aloma" und die "Try" kennen. Mit ihnen planten wir die Überfahrt nach Porto Santo und sie hielten uns auch unterwegs, über Funk, bei Laune.

Es überrascht nicht, dass die Crews, mit welchen wir Kontakt haben, vom Leben "vorselektioniert" sind . Die typische Langfahrtscrew ist ein langjährig erprobtes, meist verheiratetes Paar, welches schon ein ganzes Stück sehr interessantes Leben erfolgreich hinter sich gebracht hat. Viele Segler sind hoch gebildet und haben spannende Karrieren hinter sich gelassen, um die Welt auf einem Segelboot zu entdecken.  Die Geschichten von den frustrierten Aussteigern, welche als See-Hippies in den Sonnenuntergang segeln, sind vermutlich frei erfunden - wir haben auf alle Fälle keine getroffen.

An Land kommt man natürlich selten in die Situation, tagelang keinen einzigen fremden Menschen zu treffen, auf See hingegen schon. So erstaunt es wenig, dass Sozialkontakt mit interessanten, gleichgesinnten Leuten - im Hafen - gesucht und schnell gefunden wird. Über mangelnden Gesprächsstoff kann man sich ja nicht beklagen! Oft werden in den Gesprächsrunden drei Sprachen gleichzeitig gesprochen, gelebtes Europa.

Intensive Frauengespräche.



Abendlicher Spaziergang mit den "Alomas" zur Hafenmole


Wir haben eine richtig gute Gruppe hier in Porto Santo. Jedes Boot segelt aber für sich allein, hat seinen eigenen (oder keinen?) Plan und wird eines Tages weiterfahren. Abschied tut weh, es bleibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen. Und dank Blogs, Skype und e-mail reisst der Kontakt zum Glück nicht ganz.

Tschüss, Marisol, viel Glück und gebt auf Euch acht!


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