Freitag, 30. Juni 2017

Leiden am Berg

"Ist's dem Esel zu wohl, steigt er auf's Dach."

Der Esel in dieser Geschichte bin ich, das Dach der Pico Ruivo, der höchste Punkt Madeiras - sozusagen der Mount Everest ! Als Walter ("the Iron Man") von der "Aloma" vorschlug, einmal eine richtige Hochgebirgswanderung zu machen, war ich sofort dabei. Vom Pico Areeiro (1816 m) auf den Pico Ruivo (1862 m), tönt doch eher nach nach einem Spaziergang. Dass es aber zuerst steil nach unten, und später sehr, sehr steil nach oben gehen würde, 600 Höhenmeter allein für den Hinweg, verdrängte ich tapfer.

Die Aussicht ist phantastisch!


Der Weg sieht doch richtig harmlos aus.


Die "Alomas" sind voller Tatendrang!


Der Abstieg beginnt.


Die ersten Treppen. Der Weg ist top ausgebaut und bestens gesichert, überall hat es Stahlkabel zur Sicherung.


Die Wolken bieten ein einmaliges Schauspiel.


Es gibt sogar mehrere Tunnels.


 Innen ist es stockdunkel.


Auf dem Gipfel.



Hier hätte es mir eigentlich schon gereicht, der Gedanke nochmals 600 Höhenmeter vor mir zu haben, freute mich sehr!

(Bild Walter Ott)
Über den Wolken.


Es hätte an diesem Punkt eine Abkürzung gegeben. Eine lockere Stunde und mit dem Taxi zurück. Mein Kopf lässt diese Lösung nicht zu, Abkürzungen sind für kleine Mädchen.

Es kam wie es kommen musste. Eine Stunde vor dem Ziel kam der Einbruch. Ich fand mich zitternd, triefend und keuchend auf einer Treppenstufe sitzend, währende junge Girls an mir vorbei auf den Berg hüpften, sehr beschämend! (Roswitha ist ein lieber Mensch: Sie meinte später, die Mädels seien sicher nur vom nahen Aussichtspunkt zurück gekommen - Balsam für meine wunde Seele!)

Ich schaffte es dann im Opa-Modus zurück zum Ausgangspunkt. Beim Nachhausefahren (und in der Nacht) kamen dann noch richtig knackige Muskelkrämpfe dazu, eine neue, erfrischende Lebenserfahrung (Mann, tut das weh!). Liisa therapierte mich dann mit Streicheleinheiten, Magnesium und viel Flüssigkeit (vor allem Wasser!). Am Morgen stieg ich dann erstaunlich geschmeidig vom Schiff und die grosse Klappe war auch bald wieder in Betrieb. Die Sonne scheint und heute ist Ruhetag, ahhh!

Und zum Schluss noch dies: Ich mag ja ziemlich fertig gewesen sein, aber diese Vogelmutter mit ihrem Küken hab' ich doch noch erwischt! (Rothuhn, alectoris rufa)





Mittwoch, 28. Juni 2017

Im "Gemüse"-Park

Liisa ist, man glaubt es kaum, eigentlich auch eine Art Kräuter-Hexe. An botanischen Gärten kommt sie selten vorbei. So erstaunt es nicht, dass der "Jardim Botanico" von Funchal, welcher in der Szene einen gewissen Ruf geniesst, auf dem Besuchsprogramm von Madeira nicht fehlen darf.


Ich finde Naturgärten grundsätzlich ansprechender, aber von so viel gärtnerischem Fleiss bin ich beeindruckt!




 "Grünzeug" in allen möglichen Formen: ein riesiger Parasit wächst an einem Laubbaum.


Welche Laune der Natur diese schrumpligen Blätter hervorgebracht hat, lässt sich schwer ergründen.


Blütenpracht ohne Ende!




Es gibt Stachliges,


Verwirrendes,


Löchriges,


und Niedliches zu sehen.


Diese winzigen Orchideen haben es mir besonders angetan.


Soviel Flora schafft auch die härtesten Botaniker!


Ich finde in einem schattigen Winkel diese Glocke: sie gibt dem Garten eine leise, melancholische Stimmung.


Dienstag, 27. Juni 2017

Rentner-Ausflug

Es gibt einen bestimmten Typ Tourist: er/sie fährt aussschliesslich mit dem klimatisierten Auto von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit. Den Reiseführer von Bädeker und Merian in der Hand (danke, Marisol!), Kameratasche angehängt, mit Sonnenbrille und lockerer Freizeitbekleidung angetan werden vorgeschlagene Touren abgespult. Ohne Socken in den Sandalen geht gar nichts. Unterwegs gibt's dann Kaffee und Kuchen.

Auf die Socken haben wir verzichtet, den Rest haben wir aber kompromisslos durchgezogen. Der Kuchen war fantastisch!

Zuerst besuchten wir Porto da Cruz. Dort erhebt sich ein Vulkankegel 580 m direkt aus dem Meer.


Nicht ganz die Eigernordwand, aber immerhin...


Ob's hier Muscheln gibt?


Kein Hafen für alle Tage, würde ich meinen!



Über San Roque de Faial geht's weiter. Dort gibt es einen schönen Miradouro (Aussichtspunkt), sagt der Merian Reiseführer. - Stimmt!



Nächster Halt Santana. Auf dem Marktplatz essen wir unsere mitgebrachten Sandwiches und besichtigen die Kirche von aussen.


Die traditionellen, dreieckigen Häuschen erinnern eher an eine Walt Disney Installation von "Mittel-Erde" (ich lese zur Zeit "The Lord of the Rings")


Peter hat auf alle Fälle das ultimative "Bänkli" gefunden!


Interessantes Gemüse haben sie hier. Susanna sagt, in Blumenläden zu Hause seien diese Blumen richtig teuer.


Dass Levadas auch über Brücken geführt werden habe ich nicht gewusst, aber jetzt gesehen.


Die Barockkirche von São Jorge soll man auf keinen Fall verpassen, na ja, haben wir auch erledigt :)



Da gefällt mir dieses verlassenen Wohnhaus doch viel besser!


Der Alters-Ausflug war eigentlich ganz nett. Morgen geh' ich, glaube ich ... wandern!!

Montag, 26. Juni 2017

Die Levadas von Madeira

Bei den "Levadas" von Madeira handelt es sich um ein System von Bewässerungskanälen, ursprünglich zur Bewässerung von Zuckerrohrfeldern angelegt und zu Beginn des zwanzigsten Jahrhundert ausgebaut um die Landwirtschaft in diesem oftmals steilen Anbaugebiet zu ermöglichen. Die Kanäle folgen in der Regel den Höhenkurven, damit das Wasser nicht zu schnell fliesst und gezielt in die einzelnen, terrasierten Parzellen abgeleitet werden kann. Die Gesamtlänge aller Kanäle soll über 2000 km betragen und bietet heute einen Zusatznutzen als Wanderwege für die Touristen. Selbst Wandermuffel wie "yours truly" entwickeln sich hier zu Levada-Fans, es ist nämlich wirklich schön diesen wenig steilen Pfaden, entlang blubbernden Bächlein, zu folgen.



Wir wollten also gestern eine dieser Levadas mit unserem Mietwagen besuchen und verfuhren uns schon im zweiten Dorf. Die Portugiesen sind überaus freundliche und hilfsbereite Menschen, es überrascht uns also nicht wirklich, als ein Taxifahrer neben uns anhielt und fragte ob, er uns helfen könne. Eine Levada gäbe es hier schon und der Parkplatz sei gleich da hinten, meinte er. Es stellte sich heraus, dass wir grosses Glück hatten und auf eine wirklich authentische, sich noch in Gebrauch befindliche und untouristische Levada gestossen waren, toll!


Die kleinen Äcker werden sorgfältig bewirtschaftet.


Strassen sind hier selten, ins Fitnesscenter muss hier niemand. Ich stelle mir vor wie fit ich wäre, wenn ich hier wohnen würde und wie üblich jeden zweiten Tage den Autoschlüssel zu Hause vergessen würde...



Mein "Wander-Lieschen" ist zufrieden.


Überall sprudelt es.


Die Methoden zur Wasserverteilung ist ziemlich archaisch, aber funktionell.


Angebaut werden Kartoffeln, Bohnen, Zucchetti, Mais, Feigen und Bananen. Die kleinen Madeira-Bananen schmecken ausgezeichnet, es hat vielleicht auch damit zu tun, dass sie natürlich an der Sonne reifen, nicht in Reifekammern wie in Nordeuropa...


Helle Hortensien.


Am Ende des Tals finden wir diese verlassene Idylle.


Auf dem Rückweg können wir uns nicht verlaufen, einfach immer schön der Levada nach.

Und wenn sich jemand fragt, wie die Insel mit Energie versorgt wird: Ich weiss jetzt wofür die vier grossen Bojen vor dem Hafen von Caniçal dienen. Dieser Tanker entlädt Öl für's Elektrizitätswerk oder Betriebsstoffe für die Autos über eine schwimmende Pipeline.