Dienstag, 18. Juli 2017

Leben in der Blase

Wir sind wirklich vom Leben des César Manrique schwer beeindruckt. Er hat nicht nur als Künstler Grosses geleistet, nein, seine Rolle als Architekt, Philosoph und politischer Aktivist kann nicht hoch genug gewürdigt werden. Fast im Alleingang - und mit Hilfe eines roten, mit Lautsprechern ausgerüsteten Renault R4 - stellte er sich der "faschistischen Spekulation" (Zitat) entgegen und erreichte, dass Lanzarote, wenn auch nicht vollständig, so doch zum grössten Teil, der touristischen Zerstörung entging! Was mich persönlich erfreut, ist das Fehlen von Werbeplakaten auf dieser Insel. Es dauerte ein paar Tage bis wir realisierten, dass hier die Landschaft nicht mit Werbe-Scheiss zugemüllt werden darf - welche Wohltat!

Manriques Wirken als Architekt fasziniert mich ausserordentlich. Er scheute sich nicht, grosse Eingriffe in die natürliche Umgebung zu vorzunehmen und der Natur seinen Willen, seine Visionen aufzuzwingen. Trotzdem sind seine Bauten keine Fremdkörper in der Landschaft, sie stören überhaupt nicht, im Gegenteil: oft scheint es, als hätte seine Veränderung einen tieferen Sinn, als hätte die Natur nur auf diese Veränderung gewartet.

In den letzten Tagen besuchten wir einige seiner grossen Landschaftswerke.

Jameos del Agua

Lava bildet beim Abkühlen bizarre Strukturen, gelegentlich bilden sich auch Blasen und Kavernen. Eine solche Höhle hat Manrique zu einer unterirdischen Lagune mit Konzertsaal und einigen Restaurants ausgebaut. Die ganze Anlage ist in der Landschaft fast unsichtbar, die Überraschung beim Eintreten in die "Basilika mit See" ist gross.

Grosse Eisenplastik auf dem Parkplatz.


Die "Halle" ist auf beiden Seiten offen und bietet so eine hohe Flexibiltät bezüglich Bühnen-Einrichtung und Sitzplätzen.




Tageslicht strömt in der Mitte durch eine Öffnung.


Uns gefällt's.



Fundación César Manrique

Nordwestlich von Arrecife in der Nähe von San Bartholomé liegt eines der Wohnhäuser des Künstlers, heute Sitz der gleichnamigen Stiftung und ein Museum. Beim Bau des Hauses wurden einige unterirdische Blasen in der Lava entdeckt und in den Wohnbereich des Hauses intergriert -und wie!

Eingang des Museums mit einem unverkennbaren Manrique Windspiel.


Der oberirdische Teil des Wohnbezirks bietet einen faszinierenden Ausblick auf die Landschaft.


Liisa und Roswitha vor überwältigender Lavalandschaft.


In diesem Haus sind die Übergänge zwischen ober- und unterirdisch, innen und aussen, so fliessend, dass die Trennung der Räume fast aufgehoben wird.

Die Alomas in einem engen Durchgang.


Das "weisse" Wohnzimmer in einer Lavablase, unterirdisch mit natürlichem Lichteinfall.



Das "rote" Wohnzimmer.




Der Garten mit Pool liegt auf der gleichen Höhe wie die Höhlenwohnzimmer.


Rot vor rot...


Die Fassade des Hauses ist diskret und passt wunderbar in die Landschaft.



Monumento del Campesino

Auf dem Weg zum Hafen machen wir noch einen Abstecher zum "Denkmal für den Landarbeiter", einer grossen Skulptur, hergestellt vor allem aus alten Tanks von Fischerbooten. Das nenn' ich rezyklieren!


Ganz und gar nicht im Sinne Manriques war unser Besuch im einzigen Hochhaus Arrecifes. Aber die Aussicht aus dem 17. Stock und die Gelegenheit ein paar Fotos zu machen, wollten wir uns nicht entgehen lassen.



Natürlich kostet der Unterhalt von Kunst im öffentlichen Raum viel Geld. Bilder, wie dieses von der arg gerockten Skulptur bei der Marina, tun einfach weh!


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