Montag, 28. August 2017

Wir sind auch ein Literatur-Schiff

Seit Lagos haben wir immer wieder Kontakt mit der Besatzung einer Englischen Yacht. Die Crew, ein pensioniertes Lehrerpaar aus Südengland, war oft bei den gelegentlichen Apéros in Marinabars dabei. Wir hatten die üblichen Yachty-Gespräche, bis ich eines Abends gestand, dass ich zur Zeit den "Lord of the Rings" (Herr der Ringe) läse und grossen Gefallen daran fände. Dies löste beim Skipper, offenbar war er vor seiner Pensionierung Leiter des  "English Department" eines grossen Englischen Gymnasiums, Begeisterung aus. Seither wurde ich täglich in intensive, literarische Diskussionen verwickelt, welche meinen bescheidenen Horizont in diesem Fach schnell überstiegen. Allerdings finde ich das Gebiet "quite fascinating" und finde es wirklich inspirierend, mich etwas mit Englischer Geschichte und Literatur auseinander zu setzen. Es kam wie es kommen musste, nachdem Liisa auch noch ein paar interessante Fragen in die Diskussion einbrachte, wurde uns kurzerhand eine "reading list" an Bord gereicht, welche nun über unserem Kartentisch hängt. (beidseitig beschrieben, wohlgemerkt!)


Dass "all things Shakespeare" dazu gehören, sei nur am Rande erwähnt. Glücklicherweise wurden uns von einer in Irland getroffenen Yacht, 16'000 Buchtitel (jawohl, sechzehntausend!) auf unseren Harddisk kopiert. Wir haben fast alle Buchtitel, welche auf dem "Aufgabenblatt" stehen, an Bord! Es wird uns also nicht langweilig, wir lesen viel und werden morgens vom Herrn Professor auf dem Nachbarschiff schon mit relevanten Fragen geprüft.

Ein anderes intellektuelles Projekt von mir macht hingegen keine erfreulichen Fortschritte. Seit Jahren beschämte mich meine Unfähigkeit Schach zu spielen. Frohgemut begann ich also einen Online-Kurs im Spiel der Könige, welches, wie in der Einführung bemerkt wurde, jahrelanges, intensives Auseinandersetzen mit der Materie verlangt. Mein erstes Testspiel, welches ich nach ein paar Stunden Fernstudium annahm, endete bereits nach 28 Sekunden! Seither ist mein Verhältnis zum Schach lernen weniger durch Lust, vielmehr durch den Mut der Verzweiflung geprägt... (aufgeben? - niemals!)

Vor zwei Wochen besuchten wir, wie im Blog beschrieben, die Insel "La Graciosa" im Norden von Lanzarote. Die neunstündige Kreuz war anstrengend. Vor ein paar Tagen bekam ich von einer Yacht, welche den gleichen Kurs hatte, dieses Bild.


(Bild: Miles, SY Breeze)

Zu diesem Zeitpunkt konnte noch fotografiert werden, der Wind war  ganz angenehm. Wir haben bei ca. 4 - 5 Windstärken beide Segel gerefft, wir sind aber offenbar voll am Kämpfen um von der grossen Ovni nicht abgehängt zu werden. Die Segel sind dicht geschotet, tatsächlich konnten wir fast zwei Stunden mithalten, bis wir uns der Physik (und der Vernunft) beugen mussten. Komplimente gab's von der Ovni trotzden, very gentleman-like!

Wir haben Besuch von Philip und Maria und nehmen die Gelegenheit war, auf Fremdenführer zu machen und verschiedene, liebgewonnene Orte, noch einmal zu besuchen. Leider werden viele der Hauptattraktionen auf Lanzarote immer noch bestreikt, so müssen wir mit dem (geführten) Besuch des Timanfaya Nationalparks zuwarten.

Lanzarote by night: Dieser Wal hat es mir angetan, meine neue, etwas magere Freundin, so zu sagen. (Das Skelett ist jung und weiblich sagt die Info-Tafel.)


Und zum Schluss noch dies: Tatort Arrecife! Neuer Polizeihund - wohl kaum! Der Polizist kümmert sich aber nett um das verlorene Hündchen.







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