Samstag, 29. September 2018

Neuer Liegeplatz

Es hat geklappt! Der Typ im Hafenbüro hatte ein Einsehen und liess uns an den "VIP-Platz" im Innenhafen. Eigentlich wollte er ihn für eine grössere Yacht freihalten, die aber nie kam. Jetzt liegt halt ein dickes, blaues Schiffchen dort...


Der Schwell am alten Platz wurde langsam unerträglich. Ruckdämpfer in dieser Dicke halten in der Regel schon etwas aus.


Langfahrt ohne Internet-Telefonie? Lieber nicht! Liisa schwatzt mit ihrer Freundin, welche "um die Ecke" im Hotel wohnt. Vor ein paar Tagen sprachen wir sogar lange mit den "Alomas" in Brasilien, war das schön!


In Angra findet das jährliche Jazz-Festival statt. Wir hören - in unserem Lieblingscafé - abends ein bisschen Retro-Jazz. Es war ganz ok ...


Mittwoch, 26. September 2018

Eine weltoffene Stadt

Angra do Heroismo ist in der Liste der UNESCO als Weltkulturerbe eingetragen. Nicht nur weil sie sehr schön ist, sondern weil sie als eine der ersten Städte der Globalisierung gilt. In Angra kann man den Wandel einer mittelalterlichen Stadtarchitektur zur Handelsstadt der Renaissance beobachten. Bedingt durch Wind und Strömung führten die Routen der Segelschiffe von Süd- und Mittelamerika, Afrika und Asien fast zwangsläufig über die Azoren nach Europa. Da die Schiffe bei ihrem Aufenthalt in Angra vor Plünderung geschützt und auch überholt werden mussten, entwickelte sich eine ganze Infrastruktur um den aufstrebenden Hafen herum. Während drei Jahrhunderten war Angra eine internationale Drehscheibe des Handels und der Schifffahrt. Es erstaunt nicht, dass hier in dieser Zeit gutes Geld verdient und entsprechende Bauprojekte realisiert wurden, die Einflüsse aus Südamerika und aus Asien lassen sich nicht wegdenken. Mit dem Aufkommen der Dampfschiffe, welche in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts - ohne Kohle in den Azoren aufzunehmen - direkt zwischen Europa und Amerika verkehren konnten, fiel Angra in seinen Dornröschenschlaf. Im grossen Erdbeben von 1755 welches auf der Iberischen Halbinsel grosse Schäden verursachte, wurde der Hafen durch einen Tsunami, einer ca. zehn Meter hohen Flutwelle, beschädigt. Ein weiteres grosses Erdbeben (1980) zerstörte grosse Teile der Altstadt, welche inzwischen liebevoll restauriert wurde. Ein paar Bilder die zeigen warum es uns hier gefällt:

Typische Fassaden.




Seitenstrasse bei der Kathedrale.


Einflüsse von europäischem Barock?


Ein paar Details der Misericordia Kirche am Hafen.



Piratenkirche? Memento mori?


Gasse hinter der Kirche.



Schöne Balkone!



Mein neuer Kumpel - Vasco da Gama.


Was er wohl von Liisas neuer Frisur hält?


Sonntag, 23. September 2018

Gemütlich in Angra do Heroismo

Eigentlich haben wir hier in Angra nur ein Problem: den Schwell. Die zweite Nacht war ätzend, es schwankte und knarzte unerträglich. In der Zwischenzeit haben wir die richtigen Zugwinkel für die Ruckdämpfer gefunden, wir scheinen zu schweben...

Die Saison ist eindeutig vorbei, die Touristen sind verschwunden und wir geniessen die Stadt fast für uns allein.

Der Strand ist nicht wirklich überlaufen! Das Wasser hat aber noch durchaus eine erträgliche Temperatur, ich war jeden Tag einmal drin.


An der Hauptstrasse gibt einen interessanten Laden, eine Art Kolonialwarengeschäft alter Schule. Hier wird man noch bedient, hier wird noch vieles offen verkauft. Auch Katzen- oder Hundetrockenfutter wird per Kilo angeboten.


Wie wär's mit einem Scheffel Bohnen?


Auch im Büro - eher ein Kontor, würde ich meinen - scheint die Zeit stehen geblieben zu sein!


Kleine Bemerkung am Rande: ich mache in der Regel keine versteckten "Schüsse". Eine höfliche Bitte, ob ich fotografieren dürfe, wurde mir nur ganz selten verwehrt und hier natürlich grosszügig gewährt.

Das alte Fort sieht ziemlich abweisend aus.


Drinnen verbirgt sich eine richtig schön gemachte Hotelanlage.


Da möchte man sich doch verwöhnen lassen.


Von den Zinnen aus hat man diese Aussicht auf die Ilhéus das Cabras.


Das Wäsche waschen hier in der Marina kostet ein Heidengeld: zwei Maschinen waschen, zweimal trocknen - 20 Euros. Respekt!

Die lokale Wäscherei, macht das zum genau gleichen Preis, sogar inklusive Expresszuschlag. So kommt die Wäsche zurück - und sie ist sogar sauber, toll!


Und zum Schluss noch dies: ein guter Freund von mir meinte jeweils: "Wer nicht spinnt, ist nicht normal!" Wir lernten ein französich-brasilianisches Paar kennen. Sie verbringen das Jahr jeweils zur Hälfte in Europa und in Brasilien und haben zusammen mit ihrer Katze den Atlantik inzwischen acht (8!) Mal überquert. Auf diesem riesigen Boot - 6.5 Meter lang. Chapeau!




Freitag, 21. September 2018

Horta - Velas - Angra do Heroismo

Wir brauchten Tapetenwechsel. Lotta fand, sie wolle den Bewuchs abspülen und Liisa wird immer wieder von Reiselust gepackt. Im Hafen von Horta macht sich nach dem überstandenen Sturm generelle Aufbruchstimmung bereit. Es liegen einige Nachzügler hier, welche noch aufs Festland wollen, die müssen sich jetzt wirklich sputen.

Wir müssen wieder einmal Abschied nehmen und Christine, Michel et Thibault " au revoir" sagen. Wir hatten es schön zusammen, sind gewandert, geschwommen und haben viel Französich gesprochen.

Nach einem Besuch im Hafenbüro geht's schwungvoll aus dem Hafen. Wir setzen optimistisch die Segel, lassen aber die Maschine mitlaufen.


Unterwegs sehen wir eine grosse Schar Delfine, grosse Tümmler. Die springen eher selten.


Nach Velas ist es nur ein Katzensprung, nach vier Stunden sind wir schon dort.


Muss Lotta schmackhaft sein! Die kleinen Fische sind begeistert von der Flora an unserer Wasserlinie - und das Löttchen ist jetzt wieder sauber.


Wir haben wirklich wacklige Seebeine, dass man von einem kleinen Schlag so müde sein kann. Wir bleiben noch einen Tag in Velas und wagen es, am Abend im Restaurant "Azor", die grosse Pizza zu bestellen (death by pizza). Wir haben sie geschafft!

Nach Angra sind es doch gute 50 Meilen, wir mussten früh 'raus. Kaum wurde es hell, waren wir unterwegs.


Der "Pico alto", wie er korrekt heisst, leuchtet auf Pico.


Am Ostkap von São Jorge kommt dann tatsächlich Wind auf, raumschots Stärke vier bis sechs.
Wir bergen das Grosssegel, setzen nur die volle Genua und lassen das Löttchen laufen. Wie die sich freut. Wir uns auch! São Jorge wird immer kleiner.


Der Monte Brasil bietet uns guten Schutz als wir in die Marina von Angra einbiegen.


Wegen des Sturms wurden alle Kleinboote ganz nach hinten in die Marina gestopft, wir müssen also mit einem Liegeplatz weiter vorne vorlieb nehmen. Aber mit Ruckdämpfern an allen vier Ecken geht auch das. Liisa zaubert ihre berühmten Bratkartoffeln in der Pantry, ich finde eine Büchse Tomatenfisch dazu, ausserdem gibt's ja heute richtiges Bier - das Leben könnte nicht besser sein.

Und noch etwas in eigener Sache: Ich hatte in den letzten Wochen ein sehr positives Erlebnis mit einer Firma in Deutschland. An meiner Sonnenbrille brach der Bügel und ich versuchte via e-mail einen Ersatz zu finden. Die Firma, bei der ich die Brille vor drei! Jahren gekauft hatte, bot einen einfach unglaublich freundlichen  und kulanten Service. Der Geschäftsführer Peter Meyer ist so lösungsorientiert, das glaubt mir keiner!
Normalerweise will ich keine Werbung in meinem Blog, heute aber schon!
www.boatyard-solutions.com 






Sonntag, 16. September 2018

Hurra, wir schwimmen noch

Guten Morgen, wir sind noch da! Die Nacht war zwar ein bisschen wie eine Zugfahrt durch einen dröhnenden Tunnel auf sehr schlechten Gleisen, aber dank den zahlreichen Ruckdämpfern ging alles ohne Schaden vorüber.


Im ganzen Hafen trifft man überall erleichterte Yachties.

Samstag, 15. September 2018

Wie Spinnen im Netz - alle Festmacher draussen!

Noch geniessen wir die Ruhe vor dem Sturm. Der Regen hat kurzzeitig aufgehört, aber es ist sehr diesig. Alle Schiffe hängen wie Spinnen in den Seilen.


Die Prognose für die heutige Nacht sieht nämlich so aus:


Die Böen dürften gegen 45 Knoten, Windstärke 9, erreichen, wir gehen aber von wenig Welle im Hafen aus. Horta gilt als sicherer Hafen. Trotzdem: Etwas mulmig ist mir schon. Drückt uns die Daumen!


Freitag, 14. September 2018

Vor uns die Sintflut!

Die ersten Ausläufer des Sturmtiefs sind hier. Es regnet - nicht zu knapp!


Noch ist es fast windstill ...

Mittwoch, 12. September 2018

Wirblige Sache - Hurricanes

Sie sind jetzt also unterwegs: die ersten Hurricanes der Saison und die Yachties - auch  die, welche im Moment eher stationär sind - konsultieren mehrmals täglich die Wetterprogramme. Gelegentlich wird nämlich so ein tropischer Wirbelsturm aus der Bahn geworfen und nimmt Kurs auf die Azoren. Das scheint im Moment der Fall zu sein.


Am Sonntag soll der erste Sturm die Azoren streifen, es werden die langen Leinen und Ruckdämpfer im Hafen ausgebracht, man weiss ja nie, ob sich der Sturm an die Vorhersage hält. Wir bleiben vermutlich vorerst hier, Horta gilt als einer der sichersten Häfen auf den Azoren.

Natürlich müssen wir noch die Rundwanderung um den grossen Vulkan, ein Muss für Faial-Besucher, absolvieren. Zusammen mit der Besatzung der französischen Yacht "Try", Michel und Christine, machen wir uns früh am Morgen auf den Weg. Es ist, so sagt Michel "magnifique", ich kann ihm da nur beistimmen. Hier ein paar Bilder dieser sehr empfehlenswerten Wanderung:

Der Rundweg hat keine nennenswerte Steigung.


Aussicht nach Norden, wir glaubten La Gaciosa zu erkennen.



Wir hatten grosses Glück mit dem Wetter, es gibt oft Nebel hier oben. In der Ferne - der Pico, höchster Punkt Portugals.



Liisa und Christine im intersiven Frauengespräch. Abends sind wir beide geschafft. Einen ganzen Tag lang Französich sprechen ist noch anstrengender als wandern!  :)


Der Blick  in den Vulkan ändert sich ständig, je nach Lichteinfall.




Ja, die Azoren sind wirklich schön!




Wir konnten bei einer nach Faial ausgewanderten Schweizerin sehr günstig ein Auto mieten. So können wir die Insel bequem erkunden. Ich wollte unbedingt das "neue Land" beim Vulkan "Capelinho" noch einmal besuchen und ein paar Bilder vom verlassenen Leuchtturm machen. Als wir das letzte Mal dort waren hatten wir einen Sandsturm, welcher den Aufenthalt sehr unangenehm machte. Diesmal war es richtig gut!

Dieses Gebiet entstand beim Ausbruch des Capelinho 1957, der Leuchtturm wurde aufgegeben, weil er nun am falschen Ort steht. Er wurde ausgeräumt und als Schale erhalten, man kann ihn besuchen.




Das übliche Treppenbild darf nicht fehlen, ich fühle mich jeweils stark an Alfred Hitchcocks Film "Vertigo" errinnert.


Für den Aufstieg wird man mit dieser Aussicht belohnt.


In der Zwischenzeit ist auch Thibault, ein französicher Einhandsegler, von den Cabo Verdes her kommend hier eingetroffen. Wir haben ihn vor einem Jahr auf Porto Santo getroffen. Er hat uns viele Informationen zu den Kanaren gegeben, welche sehr wertvoll waren. Wir haben also reichlich Sozialkontakt, die Insel ist schön und das Städtchen interessant - schauen wir 'mal, was der Sturm so vorhat...