Donnerstag, 30. Juni 2022

Urk

 Nach Urk segelten wir nur, weil uns der Name so gefiel. Die Wahl stellte sich als Glückstreffer heraus, die Fahrt war wunderbar - Backstagsbrise Stärke 4 - wir segelten nur mit Vorsegel und genossen die zweistündige Fahrt in vollen Zügen. Segelbergen und Anlegemanöver gingen als hätten wir nie etwas anderes getan in den letzten zwei Jahren, erfreulich. 

"Man soll den Tag nicht vor dem Anleger loben..."


Urk war vor dem Deichbau eine Insel in der Nordsee, heute ist es eine Touristendestination und hat sich trotzdem eine gewisse Autentizität und den Inselcharm bewahrt. Die Fischerflotte liegt immer noch im Hafen, zu fischen gibt es im Süsswasser des Ijsselmeers aber nicht mehr viel.



Der grosse Windpark ist hypnotisch, ich könnte stundenlang zusehen. Mit den Windparks ist es schwierig: Man liebt sie, oder man hasst sie, trotzdem glaube ich es braucht sie.



Das Städtchen hat viele verwinkelte, pittoreske Gässchen. Wenn so viele "Fietsen" (Fahrräder) herumstehen, dann weiss man, man ist in den Niederlanden.


Es gibt sogar noch zwei Schiffswerften, da wird richtig gearbeitet!




Die kleine Kirche und das Monument der Fischersfrau die auf ihren Mann wartet - oft vergebens.


Das Wetter ist sommerlich, das Segeln wunderbar und die Niederlande noch schöner als ich erwartet habe - so kann's weitergehen!



Mittwoch, 29. Juni 2022

Testschlag auf dem Ijsselmeer

 Ja, wir waren draussen auf dem Ijsselmeer und sind auch wohlbehalten wieder zurückgekommen! Es war schon ein bisschen beängstigend nach so langer Zeit abzulegen, aber es ist wie mit dem Radfahren, man verlernt es nicht, das Segeln. Wir gingen es ganz gemütlich an und kurvten langsam im meschenleeren Hafen herum. Es gibt zwar hunderte Schiffe hier, an Werktagen wirkt die Marina allerdings etwas ausgestorben. Lotta funktioniert. Liisa auch!


Wir waren überrascht vieviel Verkehr es im Bereich der grossen Schleuse hat. Da hat man auf dem Atlantik mehr Platz. Der Steuermann muss vorausschauen, in unserem Fall die Steuerfrau!

Happy wife...


Unsere brandneue Gastlandflagge. Mit den Falten im Grosssegel bin nicht ganz zufrieden, wir erreichten trotzdem locker 6.5 kn, gerade recht so zum anfangen.



Alt und neu am Horizont, typisch Isselmeer.


Wir kurvten fast fünf Stunden ziellos herum, wunderten uns über die geringe Wassertiefe (meist um 4 m) und genossen die Sonne. Zum Abschluss legten wir rückwärts an, das haben wir bisher noch nie gemacht, es gibt immer wieder etwas Neues zu lernen, Lotta war ein ganz braves Mädchen und Liisa hat's fantastisch hingekriegt! Wenn ich jetzt nur nicht so einen gewaltigen Muskelkater hätte...



Montag, 27. Juni 2022

Lotta in Lelystad

 Der Transport von Lagos in die Niederlande ging gut, schnell und ohne Überraschungen. Einziges Problem: der Geräteträger (mit Radar, Solarpanel und Windgenerator) musste entfernt werden, weil zu hoch für die Strasse. Der Wiederanbau macht nun einige Probleme, so dass wir uns entschlossen, diese Arbeit von der C-Yacht Werft, wo die Lotta gebaut wurde, im Winter durchführen zu lassen. Daraus folgt, dass Lotta bis nächstes Jahr in den Niederlanden bleibt. Als Niederländerin hat sie damit gar keine Probleme, wir schon, ein bisschen wenigstens. Sie liegt ganz alleine im Verkaufshafen der C-Yacht Werft - es gibt keine Schiffe zu verkaufen. Nach der Pandemie wurde alles - was auch nur ein bisschen schwimmt -  gekauft, der Markt ist völlig ausgetrocknet.

Nicht zu verkaufen!



Wir waren in den letzten zwei Tagen nicht untätig, Sprayhood und Kuchenbude wurden wieder angebaut, die Segel angeschlagen und das ganze Löttchen geputzt. Zwei Jahre Algarve hinterliessen Spuren, viel Sand und Staub! Jetzt warten wir auf den Schiffselektriker, der die Instrumente  und Lichter auf dem Mast wieder anschliesst.

Natürlich machten wir mit den wiederbelebten Brommies (unsere Falträder), welche nach zwei Jahren das Licht des Tages wieder erblickten, kleinere Touren in der Umgebung. Das ganze Land hier wurde dem Meer abgerungen, es gibt viele hohe Deiche, man steigt eigentlich vom Land zum Meer hinauf!


Gegen die Nordsee hin gibt es einen langen Abschlussdeich, der das Ijsselmeer von der offenen See trennt. Bei Lelystad gibt es einen weiteren Deich hinüber nach Enkhuizen, welcher eine regelbare Trennung von Ijsselmeer und Markermeer bildet. Da diese Gewässer nicht immer die gleiche Höhe haben, gibt es ein Sperrwerk und eine grosse Schleuse.


Gleich beim Sperrwerk ist eine Landzunge mit einem interessanten Kunstwerk. Die Eisenplastik "Exposure" sieht man schon von weitem.


Liisa liebt es Rad zu fahren!


"Exposure" von  Antony Gormley: wenn das Meer steigt, kriegt der Mensch nasse Füsse.


Natürlich mussten wir den Batavia Hafen mit seinen vielen Traditionsseglern besuchen.
Viel Platz zum manövrieren haben sie nicht!



In der Nähe unserer Marina liegt eine Werft, welche Schiffe aus der Zeit der "Oostindie Companie" baut und restauriert.
Auch ohne Topmasten eindrücklich!


Da es heute absolut windstill ist, macht es mir eigentlich nichts aus noch einen Tag zu warten. Es gibt immer etwas am Schiff zu tun - und Holland gefällt mir!