Seit ein paar Wochen ist es fertig: das neue Walmuseum in der alten Fabrik. Ein gutes Beispiel wie EU-Gelder in strukturschwachen Randgebieten sinnvoll investiert werden und so einen nachhaltigen Beitrag zum Tourismus in Horta leisten.
Die Fabrik wurde mitten im zweiten Weltkrieg mit deutscher und norwegischer Technologie gebaut, vorher wurden die mit Holzbooten gejagten und mit von Hand geworfenen Harpunen erlegten Wale, auf dem Strand zerlegt. Auf dem Höhepunkt ihrer Produktivität wurden in der neuen Fabrik, in einem Jahr, 137 Pottwale geschlachtet. Nach nur 30 Jahren wurde die Fabrik wieder geschlossen - Walprodukte (Öl und Fleisch-, bzw. Knochenmehl) wurden durch Erdölprodukte und Kunstdünger abgelöst.
Über diese Rampe wurden die Walkadaver (10 - 15 m lang, 10 - 40 Tonnen schwer) in den Innenhof geschleppt, wo sie zerlegt wurden.
Das Fett wurde anschliessend in riesigen Autoklaven, eigentlich nur grossen Dampfkochtöpfen, gekocht und das Fett ausgelassen. Das Fleisch wurde gekocht, gepresst und getrocknet, das gewonnene Mehl als Dünger verkauft.
Vier Fettkocher.
Die Fleischtrocknungsanlage.
Die Abwässer der Fabrik wurden direkt ins Meer geleitet. Der Gestank dürfte unbeschreiblich und die Bucht nicht unbedingt eine beliebte Wohnlage gewesen sein. Heute ist sie das schon, ganz recht auf dem Bild sieht man unser Traumhaus, welches wohl ein Traum bleiben wird.
Zu diesem Pottwalskelett gibt es eine interessante Geschichte: Ein toter Pottwal wurde 2010 im Bereich des Hafens von Horta gesichtet. Da er die Schifffahrt behinderte, wurde er erst in eine Bucht geschleppt und später mit einem Kran, der am Bau der neuen Hafenmole und des Fährterminals beteiligt war, auf einen Lastwagen gehoben. Was aber tun mit 15 Tonnen übelriechendem und geblähtem Wal? Die Universität der Azoren wollte das Skelett erhalten und begrub den Kadaver erstmal für sechs Jahre in der Hoffnung auf eine "biologische" Skelettierung. Da war aber nach sechs Jahren immer noch ziemlich viel "Fleisch am Knochen", sodass zuerst eine enzymatische Reinigung und danach ein Bad in 2000 Litern Ammoniaklösung vorgenommen werden musste. Das Resultat hängt nun wohlriechend im Dachstuhl des Museums.
Wir hatten gestern unseren ersten Frühlingstag. Der Himmel war blau, die Temperatur lau und die ersten Blümchen kommen - schön!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen