Dienstag, 11. Juni 2019

Auf dem Kontinent.

Wieder in Lagos zu sein, löst viele Erinnerungen aus. Welch' grossen Respekt hatten wir vor unserer ersten grösseren Überfahrt (2017), als wir allen Mut zusammennehmen mussten, um den Sprung nach Porto Santo zu wagen. Die Crew der französischen "Try" hat uns richtiggehend aufgebaut und die "Alomas" waren dabei, um uns das Händchen zu halten (und wir ihnen?). In der Zwischenzeit haben wir viel vom offenen Atlantik gesehen und sind uns bewusst, oft Glück gehabt zu haben. Und grossen Respekt vor den Elementen haben wir immer noch.

Die Überfahrt von Ponta Delgada war zwar nicht schlecht, sie war aber einfach sehr anstrengend.  Der Wind war in den ersten Tagen schwächer als angesagt, Wind genau von hinten mag das Löttchen sowieso nicht, und so sind achterliche zwölf Knoten nicht viel wert. (Gennacker kam wegen der recht hohen Wellen für uns nicht in Frage.) So blieb nur langsames segeln oder ungemütliches motoren - das kann auf Dauer ganz schön an den Nerven zerren. Da wir zu langsam waren wussten wir bald, dass sich ein "Finale furioso" nicht vermeiden lassen würde. Wir erwischten dann zwei kräftige Tiefausläufer, die uns mit Böenspitzen von vierzig Knoten ganz netten "Rock n'Roll" aufspielten. Unser drittes Crewmitglied, der elektrische Autopilot "Helmut", machte seine Sache einfach grossartig. Für eine kleine Crew ist eine so lange Überfahrt ohne Selbststeuerung kaum zu machen. So reichte es auch im gröbsten Sturm, alle fünfzehn Minuten den Kopf ins Cockpit zu strecken, eine Rundumkontrolle zu machen und sonst die elektronischen Systeme zu überwachen, welche tadellos funktionierten. Ich liess mir gelegentlich von selten vorbeifahrenden Frachtern bestätigen, dass sowohl Radarreflexion als auch AIS-Signal ganz ausgezeichnet seien - die "Grossen" konnten uns immer sehen. Das beruhigt ungemein!

Bei unserer Ankunft in Lagos wurden wir von einer grossen Yacht, welche uns ein paar Stunden vorher überholt hatte, empfangen und längsseits genommen, der Reception-Steg war voll. Natürlich wurden wir um 0530 Uhr auf ein karibisches Bier an Bord eingeladen - nach acht Tagen schmeckte das erste Bier auch am frühen Morgen ganz fantastisch! Die narkotisierende Wirkung war auch nicht ohne, Einschlafprobleme hatten wir keine mehr.

Ein paar Bilder:

Bye, bye Ponta Delgada.


Liisa sprüht vor Vorfreude.


Ein letzter, sehr wehmütiger Blick auf die Azoreninsel São Miguel.


Wenn es ruhig ist, kann man sogar stricken...


...oder ein Nickerchen machen.


Aussicht aus dem Pantry-Luk.


Mit dem Wachoffizier des Frachters "Ice Star" hatte ich ein nettes Schwätzchen. Er bestätigte uns, dass er uns sähe und fuhr einen grosszügigen Bogen um uns herum.



Ich stellte immer wieder fest, dass mit uns kleinen Booten auf offener See sehr rücksichtsvoll umgegangen wird und dass die Professionellen die Segler auf ihre Weise respektieren. (ich bin mir aber nicht wirklich sicher, ob sie uns vielleicht doch als hirnverbrannte Spinner sehen...) Auf alle Fälle wünschte uns mehr als einer am Schluss des Funkspruchs "good luck!"

Diese grosse "Oyster" überholte uns ein paar Stunden vor dem letzten Sturm und empfing uns viel, viel später in Lagos am Steg.


Lagos hat sich in den letzten zwei Jahren auch verändert, der Tourismus brummt, die Stadt wird gepützelt und die Geschäfte gehen gut.

Das  grüne Haus.


Der "Nortada" bläst täglich mit sechs bis sieben Windstärken.


Alte Bausubstanz wird sorgfältig erhalten.


Unsere Lieblingsgasse.


Schön ist sie schon, die Algarve!





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen