Die Wetterprognose versprach fast optimale Bedingungen, als wir Puerto Mogan verliessen.
Die ersten zwölf Stunden konnten wir gut segeln, der Wind stellte mit der Dunkelheit ab und wir motorten durch die Nacht. Die Lichter von Morro Jable und Gran Tarajal sahen wir am frühen Morgen auf backbord, es gab sogar etwas Wind, welcher uns immer wieder ein bisschen segeln liess. Wir waren guten Mutes Marina Rubicon auf Lanzarote am späten Nachmittag zu erreichen. Aufkommender Starkwind mit Böenspitzen von 35 Knoten und eine eklige See (Bodensee-Welle) liessen ungute Gefühle bezüglich des Nordkaps Fuerteventuras aufkommen. Wir befanden uns zu diesem Zeitpunkt in der vollen Landabdeckung, nicht auszudenken, wie es in der ungeschützten Meerenge zwischen den Inseln, wo der Nordwestwind ungehindert durchknallen konnte, blasen würde. Wir drehten also um und suchten Schutz in einem völlig ungastlichen Industriehafen, wo es ausser einem möglichen Ankerplatz nichts gab. Dafür wurden wir von lokalen Rudergirls umrundet.
Der Ankergrund war aber sehr gut, der Anker hielt fest und ich konnte sogar ein paar Stunden schlafen.
Zu meinem Verdruss gingen die Service Batterien, welche uns bisher immer begeisterten, in der Nacht "in die Knie", sodass wir jetzt auch noch mit mangelnder Elektrizität zu kämpfen hatten. Um dem Wind ein Schnippchen zu schlagen mussten wir früh auslaufen, der Motor startete zuverlässig und produzierte genug Strom um der schlaffen Hausbatterie etwas Strom einzuhauchen. Allerdings war unser Topplicht zappenduster, nicht gut... Um sechs Uhr waren wir unterwegs.
Der Sonnenaufgang wurde sehnlichst erwartet, der Himmel war bedeckt und es war fast windstill als es hell wurde. Wir liessen den Motor mitlaufen, alle unsere Navigationssysteme hängen am Strom und wir hatten überhaupt keine Lust auf unsere unabhängigen Notsysteme zurückzugreifen. Natürlich haben wir auch bei einem Totalausfall der Elektrik noch Mittel um uns zurecht zu finden.
Als dann auch noch die Topp-Laterne aufs Deck krachte und über Bord ging, hatten wir die Erklärung für den Wackelkontakt gefunden. Zum Glück wurde niemand von dem Teil getroffen.
Liisa strahlt auch noch in schwierigen Situationen, das macht nicht jede Frau mit!
Am Nordkap bei der Isla de Lobos blies es schon um zehn Uhr mit fünf Windstärken, die Atlantikwelle, welche zwischen den Inseln aus Nordwest durchkam, war bis drei Meter hoch, aber angenehm lang. Wir setzten noch etwas Genua und genossen das "Berg und Tal fliegen" in vollen Zügen, motorsailing machen wir sonst nicht, aber heute lief's mit sechseinhalb Knoten knapp 60° am Wind auf direktem Kurs nach Lanzarote - wer will sich da beklagen?
Leuchtfeuer der Isla de Lobos
In der Marina von Rubicon fanden wir auch Liisas Freundin, mit welcher wir uns in Fuerteventura verabredet hatten. So ist das eben mit der Seglerei: nicht immer können Zielort und Ankunftsdatum garantiert werden. Da die zwei Frauen schon vor Wochen per e-mail beschlossen hatten, ein Begrüssungsbier zusammen zu trinken, mussten wir das natürlich machen. Das haben wir uns nämlich verdient, finde ich.
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