Freitag, 19. Mai 2017

Ein paar Gedanken zur Überfahrt

Anders als bei unseren früheren Überfahrten, hatten wir dieses Mal viel Zeit für die Vorbereitung. Das Boot wurde gründlich gewartet. Motor, Unterwasserschiff und Rigg wurden gecheckt und die nötigen Unterhaltsarbeiten durchgeführt. Wir waren sehr positiv auf die lange Reise eingestellt, hatten reichlich Selbstvertrauen und waren überzeugt, dass diesmal vieles noch besser klappen würde. Ich bin sicher, dass dieses gute Gefühl ein wichtiger Teil des Erfolgs war.

Ähnlich wie in Crosshaven fand sich vor der Abreise eine Gruppe von Seglern zusammen, um Strategie und Wettersituation gründlich zu besprechen. Ausserdem wurden wir von einer Französischen Crew richtig "aufgebaut". Sie fanden, nachdem was wir bisher geleistet hätten, sei diese Passage ein Spaziergang.

Tschüss, Lagos!


Der Sonnenuntergang am ersten Tag.



Bei der Navigation verliessen wir uns wieder auf unsere zwei bewährten, elektronischen Systeme, welche komplett unabhängig von einander arbeiten, ausserdem hatten wir ein drittes, batteriebetriebenes Hand-GPS, Papierkarte und Revierhandbücher dabei. Probleme hatten wir, als wir am hellen Tag den in der Nacht auf "dunkel" gestellten Plotter nicht mehr auf "hell" stellen konnten, da der Schieber auf dem Touch-Screen nicht mehr sichtbar war...

Eine Passage mit kleiner Crew ist ohne Autopilot, meiner Meinung nach, eine Qual. Unser elektrischer Steuermann, Helmut, machte seine Sache ausgezeichnet. Wir haben nur ganz kurz von Hand gesteuert, als wir das Schiff in den "Racing Modus" brachten um nicht von der "Aloma" überholt zu werden, ein vollkommen sinnloses Unterfangen, ist die "Aloma" doch drei Meter länger als die Lotta. Die Physik lässt sich  nicht überlisten, auch wenn wir noch so wollten...

Dabei waren wir nicht wirklich langsam!



Mit dem Schlafen hat es diesmal richtig gut funktioniert. Ich hatte schon Tage zuvor beschlossen, mir bei dieser Reise nicht so viele unnötigen Sorgen machen, sondern die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen und die Probleme dann zu lösen, wenn sie auftauchen. Und siehe da: dann klappt's auch mit dem Schlafen! Wir kamen beide, wenn auch nicht ausgeschlafen, so doch nicht nudelfertig im Zielhafen an.

Dass Wetter war einfach unglaublich gut: blauer Himmel, recht angenehme Temperaturen und halber bis räumlicher Wind von 4 - 6 Windstärken, welcher uns ein schnelles Segeln auf einem direkten Kurs ermöglichte. Wir erreichten eine Durchnittsgeschindigkeit von sechs Knoten, ein wirklich toller Wert, auch wenn man den mitlaufenden Strom von einem knappen halben Knoten berücksichtigt.

Mit essen und kochen war's nicht immer einfach. Liisa kochte am ersten Abend eine wunderbare Gemüsesuppe mit Nudeln und verlorenen Eiern, im weiteren Verlauf der Reise machten wir nur noch heisses Wasser für Getränke und Instant-Suppe. Kochen wäre bei den recht heftigen Schiffsbewegungen am zweiten und dritten Tage schwierig, um nicht zu sagen gefährlich gewesen.
Die Seekrankheit war, wie unterwegs schon wiederholt erwähnt, kein Thema. Wir nahmen unsere bewährten Medikamente (Mercalm) regelmässig und gewissenhaft ein. Liisa kämpfte tapfer mit dem Würgereiz beim Tablettenschlucken, es ist auf einem schwankenden Boot offenbar nicht einfacher als an Land...

Immer wieder hatten wir Sichtkontakt mit der Aloma. Es war schön unsere Freunde Walter und Roswitha in der Nähe zu wissen und gelegentlich über Funk eine Runde zu schwatzen.

Die "Aloma" zieht vorbei.



Am Tag der Ankunft blies es die letzten sechs Stunden recht frisch (um die 25 Knoten) und die Wellen nahmen auf etwas über zwei Meter zu. Ich wusste, dass die Insel Porto Santo für ihre Fallböen berüchtigt ist, deshalb bargen wir das Vorsegel beim Umrunden der Ilhéa de Cima und erwischten den ersten Hammer schon unter Maschine fahrend, schön und nicht so gefährlich!

Der erste Eindruck war für mich überwätligend. Man hat uns den Landfall auf Porto Santo wie eine Landung auf dem Mond beschrieben. Die Insel ist wirklich sehr trocken und karg.


Ich kann es nicht glauben, wir sind in Porto Santos!! Diese Bilder habe ich in Büchern und Blogs jahrelang bewundert und jetzt sind wir hier.



Das Löttchen ganz stolz zwischen all' den bewährten Schiffen aus aller Welt.


Die Hafenmole mit den hunderten Bootsbildern. Es ist der Brauch, sein Boots-"Logo" auf die Mauer zu malen, um gute Winde für die Weiterreise zu bekommen...




Die "Heiks", von der "Flying Fish" haben wir in Crosshaven, Irland, getroffen.


Eine besondere Art von Humor...


Liisa hat den schönen Strand schon entdeckt, sie will ins Wasser!


...und zum Schluss noch dies': Metzgerei? Eher nicht!


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