Dienstag, 20. September 2016

Viveiro

Nun ist sie Geschichte, die gefürchtete Biskaya-Überquerung. Das Seegebiet hat nicht ohne Grund einen schlechten Ruf, bei schlechten Wetterverhältnissen kann es sehr heimtückisch sein. Wind um Stärke 10 und Wellen von zwölf Metern wollten wir nicht wirklich begegnen, deshalb haben wir gezaudert und gezögert, bis wir endlich lossegelten. Die Entscheidung zu warten war aber richtig, wir hatten eine schöne, stressfreie Überfahrt. Es stimmt schon: geduldiger Skipper hat immer guten Wind.
Wir hatten an der Französischen Küste auch Glück mit der Tide, wir wurden auf den Atlantik hinausgespült, nach Westen - und das ist immer gut. Man sollte die Biskaya möglichst weit draussen, vor dem Kontinentalshelf überqueren. Im Bereich des Shelfs steigt der Meeresgrund von ca. 4000 m auf weniger als 200 m an. Wenn nun das Wasser des Atlantiks bei  starkem Westwind in die Biskaya gedrückt wird, entstehen Verhältnisse, welche schon viel grössere Schiffe und erfahrenere Besatzungen in Bedrängnis gebracht haben. Soviel zur Theorie.
Wir hatten nur mit etwas Schlafmangel und ein bisschen Seekrankheit zu kämpfen, beides war nicht wirklich schlimm. Liisa fand es sei "eigentlich noch in der Komfortzone..."

Am Anfang begleiteten uns eine Gruppe kleiner Delfine, das soll Glück bringen.


Der Sonnenuntergang in die erste Nacht war spektakulär.



Nach dem Frühstück des zweiten Tags ging es uns ganz ok. Wir waren froh, dass es am Nachmittag etwas abflaute.



 Ganz sollte der Wind gemäss Wettervorhersage nicht wirklich verschwinden, wir hatten aber eine phantastische Vollmondnacht, völlig ohne Wind. Der Diesel lief und ich hatte das Gefühl auf einem leicht schaukelnden Spiegel dahin zu gleiten.

Am Morgen des dritten Tags hatten wir einen Beinah-Zusammenstoss mit einem  Wal. Ich sah ihn etwa 150 m vor uns auftauchen. Er war gross. Viel grösser als wir. Ich sprang ans Steuer, Liisa nahm den Autopiloten heraus und wir fuhren einen grossen Bogen, während der Wal wieder abtauchte. Wir waren am durchatmen, als der blöde Kerl etwa 5 m backbord neben uns wieder auftauchte... Fotobeweis gibt's leider keinen, selbst wenn ich die Kamera zu diesem Zeitpunkt in der Hand gehabt hätte, wäre es mir unmöglich gewesen ein Bild zu machen. Ich weiss jetzt was Schreckstarre ist. Der Wal ist dann wieder verschwunden. Was hat so ein Wal am Montag-Morgen denn anderes zu tun, als Segler zu erschrecken....

Unsere elfte Gastlandflagge.


...und dann kam sie in Sicht, die Spanische Küste vor Viveiro.


Es war schön nach dem Anlegen ein Bierchen zu kippen und mit der Besatzung des Nachbarbootes, welches fast gleichzeitig mit uns anlegte, unsere Erlebnisse auszutauschen.

Stellt sich die Frage: wie fühlen wir uns nun als grosse Biskaya-Bezwinger? Ehrlich gesagt, haben wir nichts und niemanden bezwungen, wir sind heimlich, auf leisen Sohlen, in einem günstigen Moment über die Bucht geschlichen und hofften, dass Neptun uns nicht entdeckt. Aber freuen tun wir uns schon!

1 Kommentar:

  1. Herzliche Gratulation, liebe Lotta-Crew. Ihr habt es geschafft! Wir selbst sind inzwischen in der Schweiz eingetroffen, um unser Auto zu holen. Dann geht es zurück nach Arzal zum Putzen und Ausräumen.
    Liebe Grüsse
    Beatrice und Marc
    SY GriGri

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