Mittwoch, 29. August 2018

Faials gefährlichste Rocker-Gang

Gemeinsam mit den Crews der norwegischen Yacht "Vilde" und des kanadischen Katamarans "Oh!" machten wir auf Scootern die Insel unsicher. Vor allem die grauhaarigen Herren fühlten sich sehr "Born To Be Wild" und die Damen schienen plötzlich auch wieder zwanzig zu sein. Sehr gefährlich sahen wir aber nicht aus...


Get your motor runnin', head on down the highway, lookin' for adventure ... Wer kennt den Song nicht? (Ich sag' nur "Easy Rider")


Mit Schwung gings es auf den ersten Höhenzug im Norden von Horta. Auch Faial bietet tolle Aussichten ohne Ende.


Interessanterweise finden sich immer noch vom Erdbeben zerstörte Kirchen in den Dörfern, die Wohnhäuser sind aber alle restauriert. Ich finde das bemerkenswert, das Turmkreuz sieht verzweifelt (zweifelnd?) aus.


Die "Grey Panthers" auf einem Ausguck. Hier war einmal ein botanischer Garten, heute ist nichts davon mehr sichtbar. Warum er immer noch im Reiseführer erwähnt wird, entzieht sich meiner Erkenntnis.


Am Nachmittag verlassen wir die Gruppe und wollen uns die Caldeira (Vulkankrater) des grössten Vulkans ansehen. Über ganz angenehme Naturstrassen geht es in Haarnadelkurven fast bis zum höchsten Punkt der Insel. Da es in der Nacht zuvor etwas geregnet hat, ist die Strasse leicht feucht und staubt nicht, ausserdem hat sie guten Grip - ich darf dem Scooter die Sporen geben, juhu! Allerdings zwingen mich so schöne Ausblicke immer wieder für Fotostopps anzuhalten.


Der Vulkankrater ist wirklich eindrücklich: zwei Kilometer Durchmesser und vierhundert Meter tief.


Er hat sein eigenes Mikroklima.


Wir steigen zum höchsten Punkt, bei den Antennen, auf.


Beim Abstieg wollen wir einer Strasse folgen, welche aber nach ein paar hundert Metern plötzlich aufhört, die Erosion fordert ihren Preis. Wir versuchen die Abbruchstellen zu umklettern, versteigen uns und müssen umkehren. So bekommen wir wenigstens genug Bewegung.


Tags darauf wollten wir eine "Levada-Wanderung" machen. Levadas, kleine Bewässerungskanäle, folgen normalerweise dem Verlauf der Höhenkurven und sind in der Regel angenehm. Ich fand den dunkeln Wald und den steilen Aufstieg - wir sind am falschen Ort gestartet - ganz o.k.  Es ist wirklich feucht hier: soviel Moos habe ich lange nicht gesehen!


Liisa gefällt's - wen wundert's?


Bei diesem Speicherbecken gibt es Frühstück und interessante Vogelbeobachtungen.


Den Nachmittag vertrödeln wir in einem sehr schönen Naturschwimmbecken mit Blick auf das "Castelo branco".


Und zum Schluss noch dies: Was wäre wohl ein guter Titel für das folgende Bild?
Vielleicht "Drachen unter dem Drachenbaum"? Aber nicht doch!



Montag, 27. August 2018

Wie Ferien

Unser Aufenthalt auf den Azoren fühlt sich ein bisschen wie Ferien an: Es stehen keine weiteren langen Überfahrten mehr an, wir können jetzt unbeschwert geniessen. Die Winterarbeiten und eine überschaubare Reparaturliste sorgen dafür, dass es uns nicht langweilig wird. Wir fühlen uns in Horta schon recht zu Hause, lernen jeden Tag neue Leute kennen und freuen uns in einer so sozialen Marina zu liegen - es kommt schon fast wieder ein Schrebergartenfeeling auf.

Natürlich muss ich mich auch hier täglich bewegen. Ich werde auf den nahen Hügel gejagt, von wo wir eine schöne Aussicht haben.


Dort hat es eine kleine Kapelle, sie sieht von weitem schöner aus.


Dahinter liegen zwei alte Vulkankrater und der offene Atlantik.


Horta entpuppt sich als sehr nettes Städtchen. Der lokale Baustil gefällt, einzig die engen Gassen und die tollkühnen Autofahrer lösen gewisse Ängste aus. Es muss gesagt werden, dass die Portugiesen zwar gerne aufs Gas treten, grundsätzlich aber sehr höfliche und zuvorkommende Autofahrer sind...

Schöne Gebäude im lokalen Stil.



Von einer ehemaligen Berufskollegin, welche schon vor Jahren nach den Azoren ausgewandert ist, werden wir zum Nachtessen und zum Besuch ihres selbst entworfenen "Hexenhäuschens" - mitten im Wald - eingeladen. Wir geniessen den schönen Abend - bis in die Morgenstunden - essen hervorragend und bewundern den wilden Garten und die Aussicht.



Auch Horta wurde offenbar durch ein Erdbeben vor zwanzig Jahren stark beschädigt. Der Wiederaufbau ist schon weit fortgeschritten und die Stadt macht einen gepflegten, fast gepützelten Eindruck. Solche Kontraste sind selten.



Beim täglichen Spaziergang fallen uns immer wieder Touristen auf, welche mit Kameras bewaffnet staunend durch die Marina spazieren und die den Hafen und die vielen gemalten Bootslogos fotografieren. Ein kleines Fort gibt es hier auch.


Für die Touristen ist der Hafen ein schönes Sujet für Ferienfotos - wir sind hier zu Hause! Auch nicht schlecht...



Mittwoch, 22. August 2018

Wenn die Erde bebt...

1957 (Liisas Geburtsjahr!) bebte die Erde auf Faial 200 Mal und der Vulkan Capelinhos schleuderte riesige Mengen Asche und Lava ins Meer am Westende der Insel. Diese Leuchtturmruine steht heute allein in einer grossen Aschewüste.



Unser Besuch ist wieder abgereist - es ist still auf dem Schiff :(

Montag, 20. August 2018

Der Pico auf Pico

Mein Lieblingsberg, besonders nach Sonnenuntergang!


Sonntag, 19. August 2018

Horta, Faial, Azoren

Wie zu erwarten war: wir überquerten den Kanal zwischen São Jorge und Faial bei totaler Flaute.

Wehmütiger Blick zurück nach Velas, wo es mir ausnehmend gut gefiel.



Unsere nicht-marinisierte Crew überstand den kurzen Schlag ohne Medikamente - und hatte sogar Appetit! In der Hoffnung auf eine Wal-Sichtung schalteten wir das Echolot aus, Philip steuerte von Hand.


Bei der Einfahrt nach Horta fällt der grosse Wal am Hügel oben auf. Es ist Werbung für das 100-Jahr Jubiläum des "Peter Café Sport".


Eine Erklärung zum eher kryptischen Post von gestern Abend: Natürlich muss man als Segler das berühmteste Café der (Segler)-Welt besuchen und einen "Gin and Tonic" - eigentlich mehrere!- geniessen. Das haben wir auch gemacht. Das "Peter" ist schon seit mehr als hundert Jahren im Besitz der Familie Azevedo und war lange Zeit der Mittelpunkt der Seglerwelt auf dem Atlantik. Hier konnte Post abgeholt, Informationen getauscht und Zugang zur weiten Welt gefunden werden. In der Zeit von E-Mail, Skype und Internet hat sich seine Bedeutung in dieser Hinsicht etwas relativiert. Heute wird seine Legende auch auf dem Festland vermarktet, dies führt zu einem Disneyland-Effekt, welcher mich etwas stört. Trotzdem sind wir recht stolz hier einkehren zu können, und ja, ein T-Shirt haben wir auch gekauft, man will ja in den Ostseehäfen in Zukunft Eindruck machen... :)

Die berümte Bar.


Das Lokal ist mit Wimpeln vollgestopft.


Die Lotta-Crew.


Die Navigatorin beim ersten "Gin and Tonic".


Die berümte Hafenmole. Hier darf in den nächsten Tagen wieder gemalt werden.


Liisa sucht schon ein Plätzchen!


Welch' wunderbare Aussicht aus dem Cockpit! Der "Pico" auf Pico kurz nach dem Sonnenuntergang.






Samstag, 18. August 2018

Horta

Been there...drank the Gin and Tonic...bought the T-shirt!!


Morgen mehr.

Freitag, 17. August 2018

Wilde Nächte in Velas

Kaum ist es richtig dunkel, beginnt hier in Velas am Hafen ein Hörspiel besonderer Art: Die Gelbschnabel-Sturmtaucher kommen nach Hause um ihre Jungen zu füttern. Dabei geht es recht laut und lebhaft zu. Die Vögel sind in der Dunkelheit kaum zu sehen und auch fast nicht zu fotografieren.  Trotz des dauernden Quäkens - die ganze Nacht! - schlafen wir gut. Aus Deutschland wurden wir gefragt ob wir genug Oropax hätten...  

Gelbschnabel-Sturmtaucher jagen tagsüber auf dem offenen Meer nach Fischen und kommen erst nachts zurück um ihr einziges, in einer Höhle wartendes Küken zu füttern. 

Quelle: youtube


Donnerstag, 16. August 2018

São Jorge ... ohh!

Vor zwei Jahren trafen wir ein älteres, englisches Paar - zweimalige Weltumsegler in 22 Jahren - welche nicht ganz scherzhaft fanden, sie hätten auch nur auf die Azoren fahren und dort bleiben können, so schön sei es dort! Das überrascht mich nicht. São Jorge, unsere vierte Insel, stellt wirklich einen Höhepunkt der Reise dar.  Davon ein paar Bilder:

Wir fahren ans nordwestliche Ende der langgezogenen Insel und suchen den Leuchtturm. Viele Strassen sind nicht geteert und sehr staubig! Vom Ausguck in der Nähe des Kaps hat man diese Aussicht in den Osten.


Der Ausguck diente früher den Waljägern als Beobachtungsposten. Von hier aus wurde die Walfangflotte aus langen, schnellen Ruderbooten alarmiert und  in die Nähe der Wale dirigiert. Walfang war damals noch Handwerk, die Harpunen wurden von Hand geworfen.


Liisa entwickelt sich zur leidenschaftlichen Walbeobachterin. Tatsächlich tummeln sich ein paar Riesen weit vor der Küste.


So ein Käse! São Jorge ist als Käseinsel weltbekannt. Natürlich wollen wir eine Käserei besuchen, müssen aber auf dem Weg dorthin fast nach jeder Kurve einen Fotostopp einlegen.

So einfach kann Schönheit sein: Blau, grün, Kühe und Hortensien - die Azoren auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht.


Immer wieder Kühe.



Aussicht nach Südosten.


Über den Inseln Pico (links) und Faial steigen Wolken auf.


Die Käserei untersteht EU-Hygienevorschriften. Wir müssen uns also verkleiden. Dass man als Bartträger auch ein Haarnetz für untenrum bekommt, fand ich recht witzig.


Die Käseherstellung ist hier auch nicht anders als anderswo, die Qualität des Käses kommt vom Klima und der Fütterung der Kühe. Die Milch wird unpasteurisiert verarbeitet. Leider darf man in der Fabrik nicht fotografieren.

Wir besuchen den sehr schönen botanischen Park bei Sete Fontes.



Die riesigen Farne finde ich eindrücklich.


Welches Liisas Lieblingspflanzen sind, dürfte nicht schwer zu erraten sein.


Den Tag beschliessen wir mit einem Besuch (und einem Meerbad, ist doch klar) in den Piscinas Naturales bei Fajã do Ouvidor im Norden der Insel.


Tags darauf geht es in den Osten. Die Strasse führt nicht immer der Küste entlang, bei den Klippen führt sie über einen Pass.


 Wir vertreten uns etwas die Beine und geniessen die Aussicht.


 

 Natürlich verlange ich auch hier einen Fotostopp! Leider versteckt sich der Pico in den Wolken.


Das Ostkap der Insel mit der vorgelagerten Insel Topo. Auch hier findet sich eine spektakuläre Badebucht. Wir haben unsere Schnorchelausrüstung dabei und erfreuen uns an den vielen, recht grossen Fischen.


Auf dem Heimweg kommen wir an diesen selten gewordenen Tieren vorbei: ausgewachsene Ochsen!


Auf São Jorge gibt es Küstendörfer, welcher unterhalb der Klippen auf dem wenigen flachen Land an der See liegen. Sie heissen Fajãs. Wir besuchen die Fajã de São João, sie soll eine der schönsten sein. Wir erreichen das Dörfchen über ein abenteuerlich gewundenes Strässchen, welches von unserem Mietauto eine Höchstleistung verlangt. Motor, Kupplung und Bremsen werden gefordert, so steil ist es.


Enge Gassen: wenn man die Elektrifizierung wegdenkt, glaubt man die Zeit sei stehengeblieben.


Aber klar: eine Cerveja sem muss in diesem lauschigen Café einfach sein.


Mit dieser Winde wurde wohl schon lange kein Boot mehr ausgewassert!


 Und zum Schluss noch dies: Übelsetzungen gehen auch von Portugiesisch auf Englisch!