Der heutige Tag hat unsere Angst-Resistenz deutlich erhöht. Wir mussten den ganzen Weg nach Rödvig gegenan, der Wind kam genau von vorn. Ausserdem blies es recht knackig. Ich bin mit meinem Trimm heute nicht ganz glücklich, das zweifach gereffte Grosssegel steht einfach nicht richtig schön, da muss ich mir noch etwas einfallen lassen. Wir wurden von einem alten Hanseaten richtig stehen gelassen...
Konzentrieren musste ich mich schon, es hatte recht hohe Wellen, ich versuchte sie so gut es ging auszufahren, aber es hat trotzdem manchmal stark gerummst!
Das ist nicht Regen, das ist Spritzwasser von überkommenden Wellen. Unglaublich, was so ein Schiff aushalten kann!
Da wird Steuern zur Chef-Sache :-) Liisa steuert bei moderaten Verhältnissen viel besser und genauer als ich, aber wenn's grob wird lässt sie mich ganz gerne machen. Natürlich hat sie heute auch gesteuert, souverän wie immer.
Interessante psychologische Erkenntnis: wenn's grob wird, helfen aufbauende, positive Aussagen mehr als Kritik....Man fühlt sich sofort besser, wenn einem der Partner sagt man habe etwas besonders gut gemacht, z.B. eine Welle ausgesteuert. Kritik hat in Stresssituationen einfach keinen Platz. Deshalb sehe ich auch so zufrieden aus!
Steuern bei schwerem Wetter finde ich sehr meditativ. Der Augenblick, die nächste Welle, der Winddreher sind das einzige, was im Moment zählt. In solchen Situationen gelingt es mir alles zu vergessen und mich nur mit dem Augenblick zu befassen.
Wir kommen dem Kap, Stevens Klint, langsam näher, der Wind frischt auf sechs Beaufort auf.
Die berühmte Hellerup's Kirche, ein Teil davon stürzte bei einem Sturm in die See.
In Rödvig legten wir ein unspektakuläres Anlegemanöver in eine schöne Box hin, mit Hilfe von zwei netten älteren Herren, welche sich beeilten Liisa die Festmacher abzunehmen (warum will eigentlich mir niemand die Schoten abnehmen, wenn ich auf dem Vordeck bin?) Vor diesem Anlegemanöver graute es mir, ich hatte hier vor zwei Jahren ein Rodeo mit Lotta, auch bei viel Wind aus Südwest. Aber heute wie gesagt, alles butterzart.
Wir sind beide müde und zerschlagen und freuen uns auf's Nachtessen. Morgen soll's einen Anlieger mit moderaten Winden nach Klintholm geben.
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